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Startseite Urgent Actions 2023 05 Indigenous rights activists reported missing
UA 050/23
Philippinen
Aktiv seit 17. Mai 2023 | Noch 30 Tage Laufzeit

Zwei Indigene Menschenrechtsverteidiger vermisst

AI-Index: ASA 35/6791/2023

Die beiden Menschenrechtsverteidiger Dexter Capuyan und Gene Roz Jamil «Bazoo», die sich für Indigenenrechte einsetzen, werden seit dem 28. April 2023 vermisst. Es wird befürchtet, dass sie Opfer des Verschwindenlassens geworden sind. Ihre Familien haben glaubwürdige Informationen darüber erhalten, dass in der Gegend, in der die beiden Männer zuletzt gesehen wurden, zwei der Beschreibung entsprechende Personen von Polizeiangehörigen abgeführt wurden. Die Behörden haben dies bisher jedoch weder bestätigt noch dementiert.

Die beiden Indigenenrechtsverteidiger Dexter Capuyan und Gene Roz Jamil «Bazoo» de Jesus aus der Region Cordillera im Norden der Philippinen werden seit einigen Wochen vermisst und es wird befürchtet, dass sie Opfer des Verschwindenlassens durch Sicherheitskräfte geworden sind. Sie wurden zuletzt am 28. April in der Stadt Taytay in der Provinz Rizal gesehen. Über ihr Schicksal und ihren Verbleib ist nichts bekannt. Die Familien der beiden Männer haben sich in Einrichtungen des Militärs und der Polizei nach ihnen erkundigt, doch in den meisten Fällen half man ihnen dort nicht weiter und gestattete ihnen auch keinen Zugang. Auch haben die Behörden keine kategorische Angabe dazu gemacht, ob Dexter Capuyan und Gene Roz Jamil «Bazoo» de Jesus im Gewahrsam gehalten werden, obwohl das philippinische Recht dies vorschreibt.

Die Familienangehörigen haben von Zeug*innen erfahren, dass in der Gegend, in der die beiden Männer zuletzt gesehen wurden, zum entsprechenden Zeitpunkt zwei den Männern ähnelnde Personen von Unbekannten gewaltsam abgeführt wurden, die sich als Polizeiangehörige auswiesen. Die Sicherheitskräfte haben bisher gegenüber den Familien weder bestätigt noch dementiert, dass ein solcher Einsatz – ob offiziell oder inoffiziell – stattgefunden hat.

In den vergangenen zwölf Monaten wurden auf den Philippinen immer wieder Menschenrechtsverteidiger*innen und Aktivist*innen verschleppt. Manche wurden später wieder freigelassen und identifizierten die involvierten Personen als Staatsbedienstete. Vor ihrem Verschwindenlassen waren diese Personen mittels des sogenannten Red-Tagging ins Visier genommen worden (die öffentliche Verknüpfung dieser Aktivist*innen mit bewaffneten Gruppen) bzw. von der Regierung beschuldigt worden, Mitglieder der New Peoples Army (NPA), des bewaffneten Arms der Kommunistischen Partei der Philippinen, zu sein.

Dexter Capuyan gehört der indigenen Gemeinschaft der Bontoc-Kankanaey-Ibaloi an. Zuletzt gesehen wurde er in Taytay in der Provinz Rizal, wo er laut Angaben seiner Familie medizinische Versorgung in Anspruch nehmen wollte. Vor seinem «Verschwinden» war er von der Regierung bezichtigt worden, ein führendes Mitglied der NPA zu sein. Sein Name befand sich zudem auf einer Liste mutmasslicher Anführer*innen der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP), die das Verteidigungsministerium und das Innenministerium herausgegeben hatten. Darüber hinaus wurde er als eine von 600 Personen in einem Antrag des Justizministeriums aufgeführt, der forderte, die CPP-NPA als terroristische Organisation einzustufen. Die Namen aller bis auf acht Personen wurden schlussendlich gestrichen (so auch der von Dexter Capuyan) und der Antrag vor Gericht abgewiesen. Die Behörden schrieben ausserdem eine Belohnung von 2,85 Mio. Philippinischen Peso (etwa 46.600 Euro) für die Festnahme von Dexter Capuyan aus, weil ihm Mord in zwei Fällen vorgeworfen wird. Seine Familie ist der Ansicht, dass er nie darüber informiert wurde. In der Provinz Apayao wurden Plakate angebracht, auf denen er «tot oder lebendig» gesucht wurde.

Gene Roz Jamil «Bazoo» de Jesus arbeitet für die Philippine Task Force on Indigenous Peoples Rights (TFIP), eine Dachorganisation von NGOs, die sich für die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen einsetzen. Er studierte Journalismus in Baguio und machte im Jahr 2016 seinen Abschluss. Während seines Studiums engagierte er sich aktiv in örtlichen und nationalen Studierendenvereinigungen.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Unter dem Gesetz gegen das Verschwindenlassen von 2012 sind Polizei, Militär und andere Stellen verpflichtet, auf Nachfrage von Familienmitgliedern, Rechtsbeiständen, Menschenrechtsorganisationen oder Medienschaffenden anzugeben, ob sie eine als vermisst gemeldete Person im Gewahrsam halten oder irgendwelche Angaben zu dem «Verschwinden» der Person machen können. Das Gesetz befähigt zudem die unabhängige Menschenrechtskommission des Landes, «regelmässige, unabhängige, unangekündigte und uneingeschränkte Besuche bzw. Inspektionen von Hafteinrichtungen» vorzunehmen.
Die Praxis des Red-Tagging – d. h. die Verknüpfung von Aktivist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen mit bewaffneten Gruppen, sowohl durch die Regierung als auch durch unbekannte Personen – gibt es schon seit Jahrzehnten, hat sich aber unter der Regierung von Präsident Rodrigo Duterte nach dem Abbruch der Friedensgespräche zwischen der Regierung und der CPP im Jahr 2017 verschärft. Dutertes anschliessende Verfügung Nr. 70 sieht einen «Ansatz zur Bekämpfung lokaler kommunistischer Terrorgruppen durch die ganze Nation» vor und führte zur Gründung der Nationalen Task Force zur Beendigung bewaffneter Konflikte durch kommunistische Gruppen im Land. Beobachter*innen betrachten diesen Moment als den Beginn einer verstärkten Kampagne von Red-Tagging, Drohungen und Schikanen gegen Menschenrechtsverteidiger*innen, politische Aktivist*innen, Anwält*innen, Gewerkschafter*innen und andere Gruppen. Auch kam es in diesem Zusammenhang zu Fällen von Tötungen und Verschwindenlassen.
Viele Organisationen, darunter Amnesty International und das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, haben die sofortige Beendigung dieses Vorgehens gefordert und ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die gefährlich breit angelegte Strategie der Regierung zur Aufstandsbekämpfung zu einer Zunahme der Menschenrechtsverletzungen gegen Menschenrechtsverteidiger*innen und Aktivist*innen im ganzen Land geführt hat.

 

Empfohlene Aktionen

  • Schreiben Sie einen Appellbrief in Ihren eigenen Worten oder verwenden Sie den untenstehenden Modellbrief.

  • Werden Sie in den sozialen Medien aktiv: Infos (in English) siehe gelbes Feld rechts.

  • Bitte schreiben Sie vor dem 11. Juli 2023.

  • Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch.

Modellbrief

Sehr geehrter Herr Minister

Die beiden Indigenenrechtsverteidiger Dexter Capuyan und Gene Roz Jamil «Bazoo» de Jesus aus der Region Cordillera im Norden der Philippinen werden seit einigen Wochen vermisst und es wird befürchtet, dass sie Opfer des Verschwindenlassens durch Sicherheitskräfte geworden sind. Sie wurden zuletzt am 28. April in der Stadt Taytay in der Provinz Rizal gesehen. Über ihr Schicksal und ihren Verbleib ist nichts bekannt. Die Familien der beiden Männer haben sich in Einrichtungen des Militärs und der Polizei nach ihnen erkundigt, doch in den meisten Fällen half man ihnen dort nicht weiter und gestattete ihnen auch keinen Zugang. Auch haben die Behörden keine kategorische Angabe dazu gemacht, ob Dexter Capuyan und Gene Roz Jamil «Bazoo» de Jesus im Gewahrsam gehalten werden, obwohl das philippinische Recht dies vorschreibt.

Die Familienangehörigen haben von Zeug*innen erfahren, dass in der Gegend, in der die beiden Männer zuletzt gesehen wurden, zum entsprechenden Zeitpunkt zwei den Männern ähnelnde Personen von Unbekannten gewaltsam abgeführt wurden, die sich als Polizeiangehörige auswiesen. Die Sicherheitskräfte haben bisher gegenüber den Familien weder bestätigt noch dementiert, dass ein solcher Einsatz – ob offiziell oder inoffiziell – stattgefunden hat.

Geben Sie bitte umgehend Informationen über das Schicksal und den Verbleib von Dexter Capuyan und Gene Roz Jamil «Bazoo» de Jesus heraus. Sorgen Sie zudem unverzüglich für eine gründliche, unabhängige, unparteiische, transparente und wirksame Untersuchung ihres «Verschwindens» und gewähren sie Zugang zu den relevanten staatlichen Einrichtungen.

Machen Sie bitte eine Angabe dazu, ob sich die beiden Männer in staatlichem Gewahrsam befinden, und werden Sie den Verpflichtungen der Regierung unter dem Gesetz gegen das Verschwindenlassen von 2012 gerecht.

Sollten sich die beiden Männer im Gewahrsam befinden, so müssen sie umgehend freigelassen werden. Sorgen Sie bitte in diesem Fall dafür, dass diejenigen, die mutmasslich für das Verschwindenlassen verantwortlich sind, in fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden.

Hochachtungsvoll,

 

Appelle an

Senden Sie E-Mails unter Verwendung des Musterbriefs an die Zielbehörden mit den nachstehenden Kontaktangaben:

Verteidungsminister Senior Undersecretary Carlito Galvez Jr.
OIC, Department of National Defense

DND Building, Segundo Ave. Camp General Emilio Aguinaldo Quezon City, Philippines 1110

Email: comms@dnd.gov.ph

Facebook: https://web.facebook.com/DNDPHL
Twitter: https://twitter.com/dndphl (@dndphl)

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Innenminister Secretary Benjamin C. Abalos Jr.
Department of the Interior and Local Government

DILG NAPOLCOM Center, EDSA corner Quezon Avenue, Quezon Cit, Philippines 1110

Email: bcabalosjr@dilg.gov.ph

Facebook: https://web.facebook.com/dilg.philippines
Twitter: https://twitter.com/DILGPhilippines (@DILGPhilippines)


Kopien an

Botschaft der Republik der Philippinen
Kirchenfeldstrasse 73-75
3005 Bern

Fax: 031 352 26 02
E-Mail: berne.pe@dfa.gov.ph

 

 

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Weltweite Briefzustellung - Allgemeine Info:
Der Versand von Briefen PRIORITY ist nach fast allen Ländern möglich.
Bitte prüfen Sie vorher auf der Website der Schweizer Post, ob Briefe im Zielland aktuell zugestellt werden. Falls nicht, bitten wir Sie, für die Zustellung Ihres Appells andere Kommunikationskanäle zu nutzen (E-Mail, Fax oder soziale Medien) und/oder senden Sie diesen via die Botschaft mit der Bitte um Weiterleitung an die genannte Person.


Mögliche Antwort auf Ihren Appellbrief

Es ist möglich, dass Sie ein Antwortschreiben auf Ihren Appellbrief erhalten. Sie müssen nicht selber auf diese Schreiben antworten, aber wir sind dankbar, wenn sie uns dieses Antwortschreiben zukommen lassen. Idealerweise gescannt per E-mail an ua@amnesty.ch. Wir leiten die Antwortschreiben jeweils an das zuständige Research-Team (via das Internationale Sekretariat von Amnesty) weiter. Die Kolleg*innen analysieren den Inhalt und entscheiden über das weitere Vorgehen, das allenfalls in einer Further information zum tragen kommt.

Wir befürchten keinerlei Konsequenzen für UA-Aktivist*innen in der Schweiz.
Möglicherweise ist es sinnvoll, eventuell keinen Brief zu schreiben, falls Sie in das Land einreisen möchten (oder dort Familie haben). Dies betrifft vor allem «problematische» und repressive Länder. (Russland, Türkei, China, ...)

Social media

Sending emails are the priority, but please tag the offices mentioned above when posting about the case on social media.

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Suggested messages

Dexter and Bazoo, Indigenous Peoples' rights defenders in the Philippines, have been missing since Apr 28. Their fate and whereabouts remain unknown. Their families believe their disappearance is related to their important human rights work.
(Link to Urgent Action)

Indigenous Peoples’ rights activists Dexter and Bazoo have been missing in the Philippines for weeks now. Authorities must clarify their fate and whereabouts. Dexter and Bazoo must urgently be reunited with their families.
(Link to Urgent Action)

Human rights defenders do noble and necessary work, but many face grave risks for what they do. Activists Dexter and Bazoo have been missing in the Philippines for weeks now. Their fate and whereabouts remain unknown.
(Link to Urgent Action)

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Suggested hashtags

#SurfaceDexter
#SurfaceBazoo

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