Benutzerspezifische Werkzeuge
Amnesty Urgent Actions
Startseite Urgent Actions 2023 03 Execution would breach international law Texas execution date withdrawn
FI 023/23-1
USA (Texas)
Abgeschlossen am 10. März 2023

Hinrichtung ausgesetzt

AI-Index: AMR 51/6529/2023

Die für den 5. April 2023 angesetzte Hinrichtung von Andre Lee Thomas wurde von einem Bezirksgericht in Texas ausgesetzt. Seine Rechtsbeistände hatten um mehr Zeit gebeten hatten, damit beurteilt werden kann, ob Andre Lee Thomas in der Lage ist, die Tragweite seiner Bestrafung zu begreifen. Diesem Antrag stimmte das Gericht zu. Eine Person hinzurichten, die nicht in der Lage ist, den Grund für ihre Strafe rational zu erfassen, verstösst gegen die US-Verfassung. Andre Lee Thomas leidet seit seiner Kindheit an schweren psychischen Erkrankungen, darunter auch Schizophrenie. Zum Tatzeit-punkt litt er unter einer schweren und anhaltenden Psychose.

Das 15. Bezirksgericht von Grayson County, Texas, hat den ursprünglich für den 5. April 2023 angesetzen Hinrichtungstermin von Andre Lee Thomas zurückgenommen, um seinen Rechtsbeiständen die Zeit zu geben, seine Verteidigung dahingehend vorzubereiten, dass damit nachgewiesen wird, dass Andre Lee Thomas nicht in der Lage ist, die Tragweite seiner Bestrafung zu begreifen und dass es da-her nicht verfassungsmässig ist, ihn hinzurichten. Die Rechtsbeistände von Andre Lee Thomas erklärten nach der Verkündung des Gerichtsbeschlusses:

«Sowohl die Verfassung als auch das texanische Gesetz verbieten die Hinrichtung von unzurechnungsfähigen Personen. Andre Lee Thomas ist aufgrund seiner psychischen Erkrankungen unzurechnungsfähig. Es ist nicht verfassungsmässig ihn hinzurichten, da er nicht in der Lage ist zu begreifen, warum der Staat [Texas] seine Hinrichtung beschlossen hat ... Der Gerichtsbeschluss gibt uns die nötige Zeit, um nachzuweisen, dass die lebenslange, schwere psychische Erkrankung von Andre Lee Thomas, die durch anhaltende akustische und visuelle Halluzinationen geprägt ist, alles, was er sagt, denkt und tut, stark beeinträchtigt.»

In diesem Jahr wurden bereits acht Menschen in den USA hingerichtet, vier davon in Texas. Seit 1976, als der Oberste Gerichtshof neue Vorgaben zur Todesstrafe bestätigte, wurden 1.566 Todesurteile in den USA vollstreckt. Im US-Bundesstaat Texas erfolgte die Vollstreckung von 582 dieser Hinrichtungen, das sind 37 Prozent der landesweiten Exekutionen seit 1976 und 461 mehr als im Nachbarstaat Oklahoma, dem Staat mit der nächsthöchsten Gesamtzahl an Hinrichtungen.

Die Aussetzung der Hinrichtung wurde vor folgendem Hintergrund entschieden: In der Rechtssache Ford gegen Wainwright aus dem Jahr 1986 bestätigte der Oberste Gerichtshof der USA, dass die Hin-richtung von «unzurechnungsfähigen» Menschen gegen das im achten Zusatzartikel der US-Verfassung verankerte Verbot von «grausamen und ungewöhnlichen Strafen» verstösst. 2007 machte der Oberste Gerichtshof in der Rechtssache Panetti gegen Quarterman deutlich, wie die Staaten den Schutz durch das Urteil im Ford-Fall auslegen sollten. Dabei ging es um den Fall von Scott Panetti, einen Mann mit einer schweren geistigen Behinderung, der sich damals wie heute im Todestrakt in Texas befindet.

Vielen Dank allen, die sich für Andre Lee Thomas eingesetzt haben. Weitere Aktionen des Eilaktions-netzes sind derzeit nicht erforderlich.

Downloads
x UA 023/23-1 english
Microsoft Word Document, 32.7 kB
x UA 023/23-1 deutsch
Microsoft Word Document, 33.1 kB
x UA 023/23-1 français
Microsoft Word Document, 32.9 kB
Aktionsabfolge
Mehr zum Thema

Todesstrafe

In welchen Ländern existiert die Todesstrafe noch immer? Wie viele Menschen werden jährlich weltweit hingerichtet? Mehr