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Startseite Urgent Actions 2023 01 NGOs in Venezuela at risk
UA 008/23
Venezuela
Aktiv seit 25. Januar 2023 | Noch 1 Tage Laufzeit

Zivilgesellschaftliche Organisationen in Gefahr

AI-Index: AMR 53/6379/2023

Am 24. Januar 2023 wurde in der venezolanischen Nationalversammlung eine Gesetzesvorlage zur Abstimmung eingebracht, die darauf abzielt, in Venezuela tätige NGOs zu kontrollieren und einzuschränken. Im Falle einer Verabschiedung drohen eine Kriminalisierung der Arbeit und erzwungene Schliessungen. Alle venezolanischen NGOs müssten den einschneidenden Vorschriften Folge leisten oder mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen. Die geplanten Gesetze sehen die Offenlegung von Details über ihre Finanzierung, ihr Personal und ihre Leitung vor und verletzen unter anderem das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Privatsphäre. Dadurch könnten sowohl die NGOs als auch die Personen, die sie unterstützen, verstärkt Kriminalisierung und Vergeltungsmassnahmen ausgesetzt sein. Wir fordern die Nationalversammlung auf, diese Gesetzesvorlage unverzüglich zu stoppen und alle Angriffe auf die Zivilgesellschaft einzustellen.

Die neue Gesetzesvorlage, die am Dienstag, den 24. Januar 2023, zur ersten Abstimmung in der Nationalversammlung vorgelegt wurde, zielt darauf ab, in Venezuela tätige Nichtregierungsorganisationen zu kontrollieren, einzuschränken und möglicherweise strafrechtlich zu verfolgen.

Diese Gesetzesvorlage ist ein erneuter Versuch NGOs, humanitäre Organisationen und andere Vertreter*innen der venezolanischen Zivilgesellschaft zu kontrollieren. Sie schränkt deren Menschenrechtsarbeit unverhältnismässig ein, zu der auch die Unterstützung von Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen, Empfänger*innen von humanitärer Hilfe und anderen hilfsbedürftigen Menschen in Venezuela gehört. NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen erfüllen in jedem Land eine essentielle Aufgabe – insbesondere jedoch in Venezuela, wo über 7,1 Millionen Menschen vor massiven Menschenrechtsverletzungen fliehen mussten. Zahlreiche Venezolaner*innen sind täglich auf humanitäre Hilfe angewiesen.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Zu den bisherigen Versuchen der Regierung, die venezolanische Zivilgesellschaft zu kontrollieren und anzugreifen gehören die Verwaltungsverordnung Nr. 001 aus dem Jahr 2021 und das sogenannte «Gesetz über die Internationale Zusammenarbeit» („Ley de Cooperación Internacional“) aus dem Jahr 2022. Amnesty International verurteilte beide dieser Initiativen öffentlich und reagierte auf erstere mit der Urgent Action 046/2021 und auf letztere mit einem Offenen Brief an Präsident Nicolás Maduro, der von über 500 zivilgesellschaftlichen Organisationen unterschrieben wurde. Die Verwaltungsverordnung Nr. 001 wurde damals durch neue Verordnungen der venezolanischen Regierung ersetzt, durch die zumindest die problematischsten Elemente der vorherigen Gesetzgebung wieder rückgängig gemacht werden konnten – darunter die Pflicht, die von der NGO unterstützten Personen innerhalb einer einmonatigen Frist offenzulegen, und die Möglichkeit der strafrechtlichen Verfolgung von NGOs im Falle der Unterlassung. Über das «Ley de Cooperación Internacional» stimmte die Nationalversammlung schlussendlich nie ab.
Die aktuelle Gesetzesvorlage ist unter dem Namen «Gesetz über die Überprüfung, Regulierung, Tätigkeit und Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen und verwandten Organisationen» («Ley de fiscalización, regularización, actuación y financiamiento de las organizaciones no gubernamentales y afines») ein weiterer Versuch, die venezolanische Zivilgesellschaft einzuschränken und zu kontrollieren. Das Gesetz würde bei seiner Verabschiedung strenge Kontrollen mit sich bringen, darunter die Pflicht, Listen mit Informationen über die Mitglieder und das Personal, deren Vermögenswerte, die Spender*innen und die Finanzen der Organisation einzureichen. Die Nichteinhaltung dieser Vorschriften könnte zur Schliessung zivilgesellschaftlicher Organisationen und möglicherweise zu ihrer strafrechtlichen Verfolgung führen. Am 24. Januar 2023 wurde erstmals in der Nationalversammlung über die neue Gesetzesvorlage diskutiert und abgestimmt. Sie wurde angenommen und durchläuft nun das Gesetzgebungsverfahren, sofern das Verfahren nicht aufgehalten wird.
Menschenrechtsverteidiger*innen sind in Venezuela ständig der Gefahr von Schikane, Angriffen und möglicher Inhaftierung ausgesetzt. Der Menschenrechtsverteidiger, gewaltlose politische Gefangene und Leiter der örtlichen NGO FundaREDES, Javier Tarazona, befindet sich weiterhin in Haft und wird für seine Verteidigung der Menschenrechte strafrechtlich verfolgt. Wir fordern seine sofortige und bedingungslose Freilassung.
Die Regierung unter Nicolás Maduro fährt eine repressive und auf Schikane, Strafverfolgung und Zensur beruhende Linie gegen Aktivist*innen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für die Rechte der Venezolaner*innen einsetzen. In Venezuela herrscht derweil eine komplexe humanitäre und menschenrechtliche Krise, die dazu geführt hat, dass zahllose Menschen bereits das Land verlassen haben, um im Ausland Schutz zu suchen. Im Dezember 2022 hatten bereits 7,1 Millionen Menschen das Land verlassen.
Seit 2020 konnte die unabhängige internationale Ermittlungsmission für die Bolivarische Republik Venezuela in drei Berichten zahlreiche seit 2014 begangene Menschenrechtsverletzungen ausführlich dokumentieren, darunter aussergerichtliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen, willkürliche Inhaftierungen sowie Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafen. Die Berichte kommen zu dem Schluss, dass die Regierung das Rechtssystem als Instrument der Unterdrückung missbraucht habe und dass die dadurch begangenen schweren Menschenrechtsverletzungen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommen könnten.

 

Empfohlene Aktionen

  • Schreiben Sie einen Appellbrief in Ihren eigenen Worten oder verwenden Sie den untenstehenden Modellbrief.

  • Werden Sie in den sozialen Medien aktiv: Infos (in English) siehe gelbes Feld rechts.

  • Bitte schreiben Sie vor dem 22. März 2023.

  • Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch.

Modellbrief

Modellbrief auf Spanisch hier öffnen / Aqui modelo de carta en español

Estimado Jorge Rodríguez,

Me alarma el proyecto de ley presentado recientemente que busca controlar, limitar y posiblemente perseguir penalmente a las organizaciones no gubernamentales que operan en Venezuela, la cual se sometió a una primera votación el martes 24 de enero de 2023.

Este proyecto de ley es otro intento de controlar a las ONG, las organizaciones humanitarias y otros miembros de la sociedad civil venezolana, y un vergonzoso esfuerzo por limitar su trabajo de derechos humanos, incluida la asistencia a las víctimas de violaciones de derechos humanos, quienes reciben ayuda humanitaria y las personas necesitadas en Venezuela. Las ONG y otras organizaciones de la sociedad civil cumplen una labor vital en cualquier país, pero más aún en Venezuela, donde más de 7.1 millones de personas han huido de violaciones masivas de derechos humanos y millones necesitan asistencia humanitaria a diario.

Le llamo a poner fin de inmediato a este proyecto de ley en la Asamblea Nacional y a detener todos los esfuerzos para atacar, controlar, enjuiciar o censurar a las organizaciones de la sociedad civil que trabajan para proteger los derechos de todas las personas en Venezuela, en particular de las y los más necesitados.

Atentamente,


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Sehr geehrter Herr Präsident der Nationalversammlung

Mit grosser Sorge verfolge ich die Entwicklungen in Venezuela. Am 24. Januar 2023 wurde in der venezolanischen Nationalversammlung eine Gesetzesvorlage zur Abstimmung eingebracht, die darauf abzielt, in Venezuela tätige NGOs zu kontrollieren und einzuschränken. Im Falle einer Verabschiedung drohen eine Kriminalisierung der Arbeit und erzwungene Schliessungen. Alle venezolanischen NGOs müssten den einschneidenden Vorschriften Folge leisten oder mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen. Die geplanten Gesetze sehen die Offenlegung von Details über ihre Finanzierung, ihr Personal und ihre Leitung vor und verletzen unter anderem das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Privatsphäre. Dadurch könnten sowohl die NGOs als auch die Personen, die sie unterstützen, verstärkt Kriminalisierung und Vergeltungsmassnahmen ausgesetzt sein.

Ich fordere Sie auf, diese Gesetzesvorlage in der Nationalversammlung umgehend zu stoppen und jegliche Angriffe, Kontrollversuche, strafrechtliche Verfolgung und Zensur von zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für den Schutz der Rechte aller Venezolaner*innen und insbesondere der Schutzbedürftigsten unter ihnen einsetzen, zu unterlassen.

Ausserdem bitte ich Sie, den Menschenrechtsverteidiger, gewaltlosen politischen Gefangenen und Leiter der örtlichen NGO FundaREDES, Javier Tarazona, unverzüglich und bedingungslos freizulassen.

Hochachtungsvoll,

 

Appelle an

Präsident der Nationalversammlung
Jorge Rodriguez
Esqs. Monjas a San Francisco

(Hemiciclo. Palacio Federal Legislativo
Carmelitas, Av Sur 2
Caracas, Distrito Capital
VENEZUELA)

Twitter: @jorgepsuv // CC: @volker_turk
Der beste Weg, die Zielperson zu erreichen, vorzugsweise Twitter oder Facebook

Kopien an

Botschaft der Bolivarischen Republik Venezuela
Postfach 237
3097 Liebefeld

Fax: 031 371 64 69
E-Mail: embajada@embavenez-suiza.ch

 

 

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Weltweite Briefzustellung - Allgemeine Info:
Der Versand von Briefen PRIORITY ist nach fast allen Ländern möglich.
Bitte prüfen Sie vorher auf der Website der Schweizer Post, ob Briefe im Zielland aktuell zugestellt werden. Falls nicht, bitten wir Sie, für die Zustellung Ihres Appells andere Kommunikationskanäle zu nutzen (E-Mail, Fax oder soziale Medien) und/oder senden Sie diesen via die Botschaft mit der Bitte um Weiterleitung an die genannte Person.


Mögliche Antwort auf Ihren Appellbrief

Es ist möglich, dass Sie ein Antwortschreiben auf Ihren Appellbrief erhalten. Sie müssen nicht selber auf diese Schreiben antworten, aber wir sind dankbar, wenn sie uns dieses Antwortschreiben zukommen lassen. Idealerweise gescannt per E-mail an ua@amnesty.ch. Wir leiten die Antwortschreiben jeweils an das zuständige Research-Team (via das Internationale Sekretariat von Amnesty) weiter. Die Kolleg*innen analysieren den Inhalt und entscheiden über das weitere Vorgehen, das allenfalls in einer Further information zum tragen kommt.

Wir befürchten keinerlei Konsequenzen für UA-Aktivist*innen in der Schweiz.
Möglicherweise ist es sinnvoll, eventuell keinen Brief zu schreiben, falls Sie in das Land einreisen möchten (oder dort Familie haben). Dies betrifft vor allem «problematische» und repressive Länder. (Russland, Türkei, China, ...)

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Tag

Jorge Rodríguez:
@jorgepsuv

UN High Commissioner for Human Rights, Volker Turk:
@volker_turk

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Sample twitter post

Spanish:

.@jorgepsuv, como presidente de la Asamblea Nacional que se encuentra tramitando la inaceptable ley contra las ONGs en #Venezuela, le exigimos que frene de inmediato esta ley  y cesen los ataques a la sociedad civil venezolana. CC: @volker_turk

English:

.@jorgepsuv, as President of the Venezuelan National Assembly currently discussing the unacceptable law against NGOs in #Venezuela, we demand you put an immediate end to this bill and stop attacking Venezuelan civil society. CC: @volker_turk

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