Menschenrechtsverteidigerin freilassen !
Die belarussische Menschenrechtsverteidigerin Nasta (Anastasia) Loika befindet sich willkürlich in Haft. Seit September ist bereits zum vierten Mal eine 15-tägige Verwaltungsstrafe gegen sie verhängt worden. Die belarussischen Behörden gehen gegen Nasta Loika als Vergeltungsmassnahme für ihre Menschenrechtsarbeit mit konstruierten Beschuldigungen vor. Die jüngsten Berichte, dass Nasta Loika Folter und anderen Formen der Misshandlung ausgesetzt war, geben Anlass zur Sorge um ihre Sicherheit und Gesundheit. Sie muss umgehend freigelassen werden.
Am 14. November wurde Nasta Loika nicht aus ihrer dritten 15-tägigen Haftstrafe freigelassen, sondern erneut wegen «minderschweren Rowdytums» angeklagt und zu einer weiteren Verwaltungshaftstrafe von 15 Tagen verurteilt. Mit diesem Urteil ist Nasta Loika nun seit Anfang September insgesamt zum vierten Mal auf Grundlage der-selben Vorwürfe in Haft genommen worden. Damit offenbart sich ein klares Muster der Drangsalierung einer Menschenrechtsaktivistin.
Bei ihrer jüngsten Online-Anhörung gab Nasta Loika ausserdem an, dass sie während ihres Verhörs mit Elektroschocks gefoltert und für acht Stunden ohne angemessene Kleidung nach draussen in die Kälte geschickt worden war. Sie erkrankte daraufhin. Die Gefängnisaufsicht der Hafteinrichtung Okrestina (Akrestina) verweigert ihr auch die Zustellung von Paketen mit warmer Kleidung, Hygieneartikeln und Medizin, die sie dringend braucht.
Die Menschenrechtsverteidigerin war Anfang September zum ersten Mal willkürlich festgenommen worden. Nachdem sie zweimal zu jeweils 15 Tagen Haft verurteilt worden war, kam sie am 6. Oktober zunächst frei – nur um am 28. Oktober erneut willkürlich festgenommen zu werden. Am 31. Oktober wurde sie auf Grundlage konstruierter Anklagepunkte wegen «minderschweren Rowdytums» laut Paragraf 19, Absatz 1 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten zum dritten Mal zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt.
Kurz nach ihrer zweiten Festnahme am 28. Oktober tauchte ein «Geständnisvideo» von Nasta Loika auf einem Telegramkanal auf, der mit der Leitung der Behörde für die Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Korruption des belarussischen Innenministeriums in Verbindung gebracht wird. Die belarussischen Behörden haben mehrfach solche auf Video festgehaltenen «Geständnisse» genutzt, die unter dem Einfluss von Folter und anderen Formen der Misshandlung oder des Zwangs zustande gekommen sind, um gegen Regierungskritiker*innen und Aktivist*innen vorzugehen.
Nasta Loika ist schon lange Unterstützerin von Amnesty International Belarus und eine bekannte Menschenrechts-trainerin. Sie hat kein Vergehen begangen und ist nur wegen ihrer Menschenrechtsarbeit zur Zielscheibe der belarussischen Behörden geworden.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Nasta (Anastasia) Loika ist eine bekannte Menschenrechtsverteidigerin. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf Men-schenrechtsverletzungen infolge der repressiven «Anti-Extremismus»-Gesetzgebung in Belarus, sowie auf dem Schutz ausländischer Bürger*innen und Staatenloser in Belarus. Ausserdem engagiert sie sich in der Menschenrechtsbildung.
Am 6. September 2022 wurde Nasta Loika das erste Mal willkürlich festgenommen, als sie das Minsker Stadtgericht verliess. Dort hatte sie dem Verfahren gegen die Menschenrechtsverteidger*innen Marfa Rabkova, Andrei Chapyuk und acht weiterer Angeklagter beigewohnt, die auf Grundlage konstruierter Anschuldigungen zu langen Haftstrafen verurteilt worden waren.
Am 7. September wurde Nasta Loika auf der Grundlage des Paragrafen 19, Absatz 1 des belarussischen Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten wegen «minderschweren Rowdytums» für 15 Tage inhaftiert worden.
Das Bezirksgericht Frunzenski in Minsk ordnete am 22. September zum zweiten Mal 15 Tage Haft gegen sie an – wegen derselben Anschuldigung. Während ihrer Haft wurde Nasta Loika der Zugang zu einem Rechtsbeistand, notwendiger medizinischer Versorgung und so grundlegenden Dingen wie warmer Kleidung und Trinkwasser verweigert.
Nach Absitzen ihrer Haftzeit kam sie am 6. Oktober zunächst frei. Zuvor war gegen sie ermittelt worden - in einem Strafverfahren gegen das belarussische Menschenrechtszentrum Viasna, bei der sie früher gearbeitet hatte. Der Gründer und Leiter von Viasna, Ales Bialiatski, erhält 2022 den Friedensnobelpreis. Nach dem 6. Oktober wurden die Ermittlungen in diesem Strafverfahren gegen sie eingestellt und das Auslandsreiseverbot aufgehoben.
Doch seit ihrer erneuten willkürlichen Festnahme am 28. Oktober ist Nasta Loika wieder in Haft.