Gewaltlose politische Gefangene vor Gericht
Acht Mitglieder der Umweltorganisation Comité Municipal para la Defensa de Bienes Comunes y Públicos befinden sich seit weit über zwei Jahren als gewaltlose politische Gefangene in Yoro im Norden von Honduras in Untersuchungshaft. Sie sind willkürlich inhaftiert, weil sie sich für geschützte Gewässer einsetzen, die durch ein Bergbauprojekt gefährdet sind. Das Gerichtsverfahren gegen die acht Männer wurde am 13. Januar 2022 wieder aufgenommen. Amnesty International fordert die Behörden auf, die acht Umweltschützer umgehend und bedingungslos freizulassen.
Das Leben und die Unversehrtheit von José Daniel Márquez Márquez, Kelvin Alejandro Romero Martínez, José Abelino Cedillo, Porfirio Sorto Cedillo, Orbín Nahún Hernández, Arnol Javier Alemán, Ewer Alexander Cedillo Cruz und Jeremías Martínez Díaz sind in Gefahr. Sie sind Mitglieder der Umweltorganisation Comité Municipal para la Defensa de Bienes Comunes y Públicos (CMDBCP) und setzen sich für den Schutz des Flusses Guapinol im Norden von Honduras ein. Sie befinden sich bereits seit mehr als zwei Jahren und vier Monaten rechtswidrig in Haft.
Nach Prüfung aller verfügbaren Informationen, einschliesslich des Strafverfahrens gegen die acht Umweltschützer und der Videos zu diesem Fall, sowie nach Gesprächen mit Zeug*innen und Angehörigen der Menschenrechtsszene in Honduras ist Amnesty International der Ansicht, dass die acht Angeklagten allein wegen ihrer Aktivitäten zum Schutz des Rechts auf sauberes Wasser und eine sichere Umwelt inhaftiert wurden.
Der Prozess gegen die acht Menschenrechtsverteidiger begann am 1. Dezember 2021 und wurde am 13. Januar 2022 wieder aufgenommen, nachdem ein Berufungsgericht ein Rechtsmittel der Rechtsbeistände der Männer nicht zugelassen hatte und obwohl der Oberste Gerichtshof noch nicht über die im August 2021 eingelegten Rechtsmittel gegen die Verlängerung der Untersuchungshaft um weitere sechs Monate entschieden hat.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Die Umweltorganisation Comité Municipal por la Defensa de los Bienes Comunes y Públicos (CMDBCP) in Tocoa im Norden von Honduras vereint mehrere Gruppen, die Land- und Umweltrechte verteidigen. Die CMDBCP wehrt sich seit 2015 gegen die Vergabe zweier Betriebslizenzen durch das Honduranische Institut für Geologie und Bergbau (Instituto Hondureño de Geología y Minas, INHGEOMIN) an die Bergbaugesellschaft Inversiones Los Pinares (ILP), die im Nati-onalpark Carlos Escalera in der Gemeinde Tocoa tätig ist, der früher als Montaña de Botaderos bekannt war.
Die CMDBCP erstattete Strafanzeige gegen Beamt*innen des Waldschutzinstituts INHGEOMIN, des Umweltministeriums sowie gegen den Bürgermeister der Gemeinde Tocoa wegen Amtsmissbrauch und Umweltkriminalität. Grundlage dieser Vorwürfe ist die Ausbeutung der Kernzone des Nationalparks Carlos Escalera, in der sich die Wasserquellen befinden, von denen die Wasserversorgung der Gemeinden abhängt.
Nach einem Besuch in der Hafteinrichtung Olachito am 16. April 2020 forderten der honduranische Ausschuss zur Verhütung von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung eine Überprüfung der Untersuchungshaft der Guapinol-Menschenrechtler. Im Jahr 2020 kam die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen zu dem Schluss, dass es keine rechtliche Grundlage für die Untersuchungshaft im Fall der acht Aktivisten gibt, und betonte angesichts der Corona-Pandemie das Ansteckungsrisiko in Haft. Die Arbeitsgruppe forderte die unverzügliche Freilassung der Männer und Wiedergutmachung sowie Ermittlungen gegen die Personen, die unter Verdacht stehen, für die rechtswidrige Inhaftierung der Männer verantwortlich zu sein. Zuvor hatten Menschenrechtsexpert*innen der UN allen Staaten empfohlen, Alternativen zur Inhaftierung in Betracht zu ziehen, um das Risiko einer Ausbreitung von COVID-19 zu verringern, insbesondere für Personen, die sich in Untersuchungshaft befinden oder ohne rechtliche Grundlage festgehalten werden. Am 12. März 2021 bestätigten lokale Organisationen, dass José Daniel Márquez positiv auf COVID-19 getestet wurde. Er wurde isoliert und befindet sich nun wieder im Gefängnis von Olanchito. Honduras hat seit Jahren ein ernstes Problem mit überfüllten Gefängnissen. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission äussert regelmässig ihre Besorgnis über die Haftbedingungen in Honduras, die eine Gefahr für das Leben und die körperliche Unversehrtheit von Personen darstellen, denen die Freiheit entzogen wurde. Es mangelt an Hygiene, sanitären Einrichtungen und angemessenen Schlafplätzen, die medizinische Versorgung wird vernachlässigt, die Ernährung ist unzureichend und der Zugang zu Wasser ist eingeschränkt und nicht ausreichend.
Hintergrundinformationen – Fortsetzung auf Englisch
Given the lack of progress in the CMDBCP's demands, on August 1, 2018, it established the «Guapinol camp» as a form of peaceful protest on a public road. It remained for almost three months until a violent eviction carried out by Honduran authorities on 27 and 28 October. The prosecution case against the eight defenders relates to a dispute that took place on 7 September near to the protest encampment, in which a ILP security staff reportedly shot one of the protesters and in response, protesters retained a contractor before handing him over to police. The shooting of the protester was never investigated, but the ILP reported the retention of the contractor and the burning of a rented car and two ILP shipping containers during the disturbances. Members of the CMDBCP have faced two criminal proceedings since 2018. In March 2019, a judge dismissed the charges against 12 of them accused of aggravated arson and unlawful deprivation of liberty, and illicit association and usurpation and damages in a first warrant. However, the public prosecutor filled an appeal. On August 13, 2020, a court overturned the dismissal in favor of 5 of the 12 de-fenders, so these men could face a new trial and be sent back to pre-trial detention. The first accusation included 18 people. Fourteen of them are in the second indictment involving 31 people.
José Daniel Márquez, Kelvin Alejandro Romero, José Abelino Cedillo, Porfirio Sorto Cedillo, Ewer Alexander Cedillo, Orbin Nahún Hernández and Arnol Javier Alemán, voluntarily presented themselves at the San Pedro Sula court on August 21, 2019. They were not received but sent to Tegucigalpa. On August 26, the hearing of the accused took place in Tegucigalpa, where the judge decreed the judicial detention. On September 1, the court charged them with unlawful deprivation of liberty and aggravated arson and ordered their preventive detention but acquitted them of the crimes of illicit association and aggravated robbery. On November 29, after having spent more than two months in a high security prison, the authorities transferred them to the Olanchito Penal Center, where they have remained ever since. Jeremías Martínez Díaz has been held at the La Ceiba Prison since December 5, 2018. He was arrested on November 29, 2018, by police officers providing him with protection granted by the National Protection Mechanism for human rights defenders. He was taken to court in San Pedro Sula, as his name appeared on the first arrest warrant, of which he was acquitted in March 2021. He is still being held on charges of the second arrest warrant. To date, several appeals against the detention of the eight defenders and habeas corpus writ requesting an alternative measure were declared inadmissible or are yet to be resolved.