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Indonesien
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Menschenrechtsverteidiger*innen droht zu Unrecht ein Verfahren

AI-Index: ASA 21/6557/2023

Am 6. März 2023 übergab die Polizei von Jakarta die Ergebnisse ihrer Ermittlungen gegen Fatia Maulidiyanti und Haris Azhar für die weitere Untersuchung und strafrechtliche Verfolgung an die Generalstaatsanwaltschaft. Den beiden Menschenrechtsverteidiger*innen wird Verleumdung vorgeworfen. Am 17. März 2022 wurden Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti unter dem Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen (ITE) angeklagt. Die Vorwürfe gegen sie stammen vom 22. September 2021 und waren vom amtierenden Minister für Meeres- und Investitionsangelegenheiten von Indonesien vorgebracht worden. Im Falle einer Verurteilung drohen Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti möglicherweise vier Jahre Gefängnis.

Den beiden Menschenrechtsverteidiger*innen Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti wird vorgeworfen, gegen das Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen (ITE) verstossen zu haben. Nachdem die Polizei der Generalstaatsanwaltschaft am 6. März 2023 die Ergebnisse ihrer Ermittlungen vorgelegt hatte, droht den beiden nun die strafrechtliche Verfolgung. Der Fall von Fatia Maulidiyanti und Haris Azhar ist Teil der andauernden Unterdrückung von Menschenrechtsverteidiger*innen in Indonesien, deren Recht auf freie Meinungsäusserung eingeschränkt wird.

Die Vorwürfe gegen Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti beziehen sich auf ein Video auf Haris Azhars YouTube-Kanal, in dem er und Fatia Maulidiyanti den Bericht «A Political Economy Study of Military Placement in Papua: The Case of Intan Jaya» diskutieren. Im Bericht werden die mutmasslichen Verbindungen zwischen Militäroperationen und Bergbauaktivitäten im Bezirk Intan Jaya in Papua dargelegt. Der Bericht war am 12. August 2021 von neun zivilgesellschaftlichen Organisationen veröffentlicht worden, darunter auch die Menschenrechtsorganisation KontraS unter der Leitung von Fatia Maulidiyanti. Am 29. August 2021 erklärte Haris Azhar, dass die in dem Gespräch genannten Daten aus dem gemeinsam von mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen erstellten Bericht stammen, der die mutmassliche Verwicklung mehrerer Personen aus dem Militär in die Bergbauindustrie darlegt.

Die beiden Menschenrechtsverteidiger*innen wurden vom Minister für Meeres- und Investitionsangelegenheiten, Luhut Binsar Pandjaitan, bei der Polizei angezeigt. Darüber hinaus verklagte er sie auf je 100 Milliarden Rupiah (etwa 6 Millionen Euro). Der Minister war der Ansicht, dass das Video unwahre Aussagen, Rufmord und Fake News beinhaltet.

Am 21. Oktober 2021 wurden Haris Azhar, Fatia Maulidiyanti und Luhut Binsar Pandjaitan von der Polizei in Jakarta zu einem Vermittlungsgespräch vorgeladen. Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti waren an dem Datum anwesend, der Minister fehlte jedoch. Das Gespräch wurde daher auf unbestimmte Zeit verschoben.

Am 17. März 2022 wurden Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti der Verleumdung beschuldigt und gemäss Paragraf 27 des ITE-Gesetzes angeklagt. Am 21. März 2022 wurden beide von der Polizei in Jakarta zu einem Verhör vorgeladen.

Am Morgen des 6. März 2023 lud die Polizei Fatia Maulidiyanti und Haris Azhar erneut vor, um sie über die Fertigstellung ihrer Fallakte zu informieren und eine medizinische Untersuchung durchzuführen. Die Polizei übergab die Fallakte noch am selben Tag an das Bezirksgericht von Ost-Jakarta, deren Staatsanwaltschaft für den Verwaltungsbezirk zuständig ist und der Generalstaatsanwaltschaft von Jakarta untersteht.

Die Rechtsbeistände von Fatia Maulidiyanti und Haris Azhar gehen davon aus, dass der Prozess gegen sie bereits am 13. März 2023 hätte beginnen können.

Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti werden strafrechtlich verfolgt, nur weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäusserung wahrgenommen haben — ein Menschenrecht, das sowohl nach internationalem als auch nach indonesischem Recht garantiert ist. Im Falle einer Verurteilung drohen den Menschenrechtsverteidiger*innen dafür möglicherweise vier Jahre Gefängnis.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti sind indonesische Menschenrechtsverteidiger*innen. Fatia Maulidiyanti ist Koordinatorin der Menschenrechtsorganisation KontraS. Die Organisation ist seit der Suharto-Ära in Indonesien dafür bekannt, Menschenrechtsverletzungen aufzudecken und sich für die Betroffenen (Verschwundene und Opfer von Gewalttaten) einzusetzen. Haris Azhar ist Dozent, Anwalt und Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Lokataru Foundation. 
Am 20. August 2021 stellte Haris Azhar ein Video eines Gespräches zwischen ihm und Fatia Maulidiyanti auf seinen YouTube-Kanal. Darin sprechen sie über einen Bericht, in dem einige Unternehmen erwähnt werden, die mutmasslich an der Erkundung der Goldmine Wabu Block in Intan Jaya, Papua, beteiligt sein sollen. Der Bericht war am 12. August 2021 von neun zivilgesellschaftlichen Organisationen veröffentlicht worden, darunter KontraS unter der Leitung von Fatia Maulidiyanti, und trägt den Titel: «A Political Economy Study of Military Placement in Papua: The Case of Intan Jaya». Darin wird ein Zusammenhang zwischen den von der indonesischen Regierung an einige Unternehmen vergebenen Konzessionen und dem irregulären Einsatz des Militärs in Papua hergestellt. Der ehemalige Militärgeneral und amtierende Minister für Meeres- und Investitionsfragen, Luhut Binsar Pandjaitan, ist mutmasslich Minderheitsaktionär von einem der im Bericht genannten Unternehmen.
Nach der Veröffentlichung des Videos veranlasste der Minister die Vorladung von Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti am 26. August und 2. September 2021. Nach Angaben seines Sprechers sollten die beiden ihm das Motiv, die Absicht und den Zweck des Videos erklären.
Amnesty International Indonesien hat von Januar 2019 bis Dezember 2022 mindestens 1.021 Fälle von Strafverfolgungen, Festnahmen, Angriffen und Einschüchterungen von Menschenrechtsverteidiger*innen durch verschiedene Akteure registriert. Zwischen Januar 2019 und Mai 2022 wurden mindestens 332 Personen unter dem ITE-Gesetz angeklagt, die meisten von ihnen wegen Verleumdung.

 

Empfohlene Aktionen

  • Schreiben Sie einen Appellbrief in Ihren eigenen Worten oder verwenden Sie den untenstehenden Modellbrief.

  • Werden Sie in den sozialen Medien aktiv: Infos (in English) siehe gelbes Feld rechts.

  • Bitte schreiben Sie vor dem 11. Mai 2023.

  • Schreiben Sie in gutem Englisch, Indonesisch oder auf Deutsch.

Modellbrief

Sehr geehrter Herr Manthovani

Den beiden Menschenrechtsverteidiger*innen Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti wird vorgeworfen, gegen das Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen (ITE) verstossen zu haben. Nachdem die Polizei der Generalstaatsanwaltschaft am 6. März 2023 die Ergebnisse ihrer Ermittlungen vorgelegt hatte, droht den beiden nun die strafrechtliche Verfolgung.

Die Vorwürfe gegen Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti beziehen sich auf ein Video auf Haris Azhars YouTube-Kanal, in dem er und Fatia Maulidiyanti den Bericht «A Political Economy Study of Military Placement in Papua: The Case of Intan Jaya» diskutieren. Im Bericht werden die mutmasslichen Verbindungen zwischen Militäroperationen und Bergbauaktivitäten im Bezirk Intan Jaya in Papua dargelegt.

Die beiden Menschenrechtsverteidiger*innen wurden vom Minister für Meeres- und Investitionsangelegenheiten, Luhut Binsar Pandjaitan, bei der Polizei angezeigt. Darüber hinaus verklagte er sie auf je 100 Milliarden Rupiah (etwa 6 Millionen Euro). Der Minister war der Ansicht, dass das Video unwahre Aussagen, Rufmord und Fake News beinhaltet.

Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti werden strafrechtlich verfolgt, nur weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäusserung wahrgenommen haben — ein Menschenrecht, das sowohl nach internationalem als auch nach indonesischem Recht garantiert ist. Im Falle einer Verurteilung drohen den Menschenrechtsverteidiger*innen dafür möglicherweise vier Jahre Gefängnis.

Ich fordere Sie auf, die Ermittlungen gegen Haris Azhar und Fatia Maulidiyanti unverzüglich einzustellen und die Anklage fallen zu lassen.

Stellen Sie bitte sicher, dass alle Menschenrechtsverteidiger*innen ihre friedlichen Aktivitäten ungehindert und ohne Schikane, Einschüchterung, willkürliche Inhaftierung oder Angst vor anderen Vergeltungs-massnahmen ausüben können, so wie es in der UN-Erklärung über Menschenrechtsverteidiger*innen verbrieft ist.

Ich fordere Sie ausserdem auf, das Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen (ITE) dahingehend zu ändern, dass Verleumdung entkriminalisiert und als zivilrechtliche Angelegenheit behandelt wird.

Hochachtungsvoll,

 

Appelle an

Leiter der Generalstaatsanwaltschaft
Reda Manthovani
Chief of DKI Jakarta Attorney General’s Office
Jl. H. R. Rasuna Said No.2
Jakarta Selatan
DKI Jakarta 12950
INDONESIEN

Phone: +62 21 5254128
E-Mail: ktdkijakarta@kejaksaan.go.id
Twitter: @KejatiDki

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ZUSàTZLICHE ZIELPERSONEN UND APPELLE

Ir. H. Joko Widodo
President of the Republic of Indonesia
State Secretariat, Jl. Veteran No. 17-18, Kota Jakarta Pusat, DKI Jakarta, Indonesia (10110)

Email: persuratan@setneg.go.id
Twitter: @jokowi

Appell:
Schaffung eines Rechtsrahmens zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern vor dem Risiko, wegen der Ausübung ihrer Rechte zur Förderung und Verteidigung der Menschenrechte kriminalisiert zu werden
Änderung des Gesetzes über elektronische Informationen und Transaktionen im Einklang mit internationalen Menschenrechtsstandards


Prof. Dr. H. Mohammad Mahfud Mahmodin
Coordinating Minister of Political, Legal, and Security Affairs
Jl. Medan Merdeka Barat No.15, RT.2/RW.3, Gambir,
Jakarta Pusat, Daerah Khusus Ibukota Jakarta 10110

Email: humas@polkam.go.id
Twitter: @mohmahfudmd

Appell:

Sicherstellung, dass die Generalstaatsanwaltschaft das Verfahren einstellt, indem sie die Vereinbarung über die Beendigung der Strafverfolgung (Surat Ketetapan Penghentian Penuntutan, SKP2) freigibt

Kopien an

Botschaft der Republik Indonesien
Elfenauweg 51
3006 Bern

Fax: 031 352 24 80
E-Mail: bern.kbri@kemlu.go.id

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Weltweite Briefzustellung - Allgemeine Info:
Der Versand von Briefen PRIORITY ist nach fast allen Ländern möglich.
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Mögliche Antwort auf Ihren Appellbrief

Es ist möglich, dass Sie ein Antwortschreiben auf Ihren Appellbrief erhalten. Sie müssen nicht selber auf diese Schreiben antworten, aber wir sind dankbar, wenn sie uns dieses Antwortschreiben zukommen lassen. Idealerweise gescannt per E-mail an ua@amnesty.ch. Wir leiten die Antwortschreiben jeweils an das zuständige Research-Team (via das Internationale Sekretariat von Amnesty) weiter. Die Kolleg*innen analysieren den Inhalt und entscheiden über das weitere Vorgehen, das allenfalls in einer Further information zum tragen kommt.

Wir befürchten keinerlei Konsequenzen für UA-Aktivist*innen in der Schweiz.
Möglicherweise ist es sinnvoll, eventuell keinen Brief zu schreiben, falls Sie in das Land einreisen möchten (oder dort Familie haben). Dies betrifft vor allem «problematische» und repressive Länder. (Russland, Türkei, China, ...)

Social media

Twitter:

@KejatiDki

@jokowi
@mohmahfudmd

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Suggested messaging:

Human rights defenders are not criminals. Freedom of expression is not a crime. Drop the charges against Haris and Fatia!
suggested hashtags: #SaveHarisandFatia #KamiBersamaHarisdanFatia #LindungiPembelaHAM

4 Briefe verschickt  
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