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Startseite Urgent Actions 2019 06 Pakistani Christian family at risk of deportation
UA 080/19
Sri Lanka
Abgeschlossen am 16. Juli 2019

Katholischer Familie aus Pakistan droht Abschiebung

AI-Index: ASA 37/0472/2019

In Sri Lanka sind die Mitglieder einer katholischen Familie aus Pakistan festgenommen worden, weil ihre Visa abgelaufen waren. Die Familie war aus Pakistan geflohen, weil sie dort um ihr Leben fürchtete, und hatte in Sri Lanka Asylanträge gestellt. Amnesty International erfuhr am 31. Mai, dass ihre Haftbedingungen extrem schlecht  sind und die Gefahr besteht, dass sie abgeschoben werden. Die Abschiebung nach Pakistan würde sie der Gefahr von Menschenrechtsverletzungen aussetzen, da sich die dortige Sicherheitslage für Minderheiten in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert hat.

Einer pakistanischen Familie christilichen Glaubens droht die Abschiebung aus Sri Lanka. Die Familienangehörigen – im Alter zwischen elf und 57 Jahren – sind festgenommen worden und werden in einer Flüchtlingseinrichtung in Mirihana festgehalten, weil ihre Visa abgelaufen waren. Naseem John, Nida John, Nobil Zain, Sylvester John, Hina Milword und Keshwan Milword befanden sich in Pakistan in Lebensgefahr und suchten Zuflucht in Sri Lanka.

Neben dem Trauma, das sie in ihrem Heimatland erlitten, wurden die Mitglieder der Familie einem weiteren Trauma ausgesetzt, als sie nach den Anschlägen vom Ostersonntag 2019 von einer aufgebrachten Menschenmenge mit Gewalt aus ihrem Zuhause in Dalupotha vertrieben wurden. Sie werden derzeit unter extrem schlechten Bedingungen in einem Flüchtlingslager festgehalten. Der jüngste Sohn der Familie ist von der Mutter getrennt untergebracht, weil männliche und weibliche BewohnerInnen in dem Lager getrennt leben müssen.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Laut Aussagen von Flüchtlingen und Asylsuchenden konnten diese relativ friedlich in Sri Lanka leben, obwohl es gelegentlich zu Feindseligkeiten kam. Das änderte sich jedoch nach den Angriffen vom Ostersonntag 2019, bei dem unter anderem ein Anschlag auf die St. Sebastian-Kirche  in Negombo verübt wurde, bei dem über 100 Menschen starben. Die Ereigniss vom 21. April haben dazu geführt, dass viele Flüchtlinge und Asylsuchende Angst haben, sich ausserhalb ihrer Übergangsunterkünfte zu bewegen. Einige fühlen sich in Sri Lanka nicht mehr sicher.
Seit dem 22. April begannen Gruppen junger teilweise bewaffneter Männer in der an der Ostküste von Sri Lanka gelegenen Stadt Negombo damit, Flüchtlinge und Asylsuchende aus Ländern mit mehrheitlicher muslimischer Bevölkerung zu vertreiben.
In Pakistan gibt es nur mangelhafte Schutzmechanismen für Minderheiten, insbesondere im Hinblick auf die Blasphemiegesetze des Landes. Pakistans Blasphemiegesetze sind überaus vage formuliert und beinhalten hohe Strafen. Diese Gesetze werden auch angewandt, um gegen religiöse Minderheiten vorzugehen, persönliche Rachefeldzüge auszutragen und Gewalt durch Milizen zu rechtfertigen. Auf der Grundlage weniger oder keiner Beweise müssen die der Blasphemie Beschuldigten ihre Unschuld beweisen, während aufgebrachte und gewalttätige Gruppen die Polizei, ZeugInnen, Rechtsbeistände und RichterInnen einschüchtern.
Ein Beispiel dafür ist der Fall von Asia Bibi, einer in Armut lebenden christlichen Landarbeiterin, die acht Jahre unter konstruierten Blasphemievorwürfen im Todestrakt verbringen musste. Nachdem Asia Bibi im November 2010 zum Tode verurteilt worden war, nahmen zwei bekannte Politiker, Salmaan Taseer und Shahbaz Bhatti, sich ihres Falls an und riefen den damaligen pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari auf, sie zu begnadigen. Salmaan Taseer, der Gouverneur von Punjab und Gegner der pakistanischen Blasphemiegesetze, wurde im Januar 2011 von seinem eigenen Leibwächter ermordet. Zwei Monate darauf wurde der einzige Christ im Kabinett, Shahbaz Bhatti, vor dem Haus seiner Mutter in Islamabad erschossen, weil er sich ebenfalls des Falls angenommen hatte.
Drei Jahre nachdem der Oberste Gerichtshof Pakistans Asia Bibis Rechtsmittel zugelassen hatte, sprach er sie am 31. Oktober 2018 aus Mangel an Beweisen von allen Vorwürfen frei. Nach Verkündung des Urteils brachen in pakistanischen Grossstädten gewaltsame Proteste aus. Daraufhin entschied eine Regierungsdelegation, dass Asia Bibi die Ausreise verweigert werde und der Oberste Gerichtshof einen «Antrag auf Überprüfung» anhören müsse, der die Aufhebung des Freispruchs verfolgte. Asia Bibi konnte letztendlich erst sechs Monate nach ihrem Freispruch das Land verlassen.

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