Umweltschützer und Umweltschützerinnen in Gefahr
Mitglieder der Bewegung zum Schutz des Wassers, Landes und der Umwelt erhalten Morddrohungen wegen ihres Engagements für das Recht auf Wasser in der Provinz Petorca in Zentralchile.
Am 28. März drohte eine unbekannte Person dem Menschenrechtsverteidiger Rodrigo Mundaca Cabrera in einem Anruf mit den Worten: „Wir werden dich umbringen, Arschloch, wir bringen dich um“. Rodrigo Mundaca ist Mitglied und Sprecher der Bewegung zum Schutz des Wassers, des Landes und der Umwelt (Movimiento de Defensa por el Acceso al Agua, la Tierra y la Protección del Medio Ambiente - MODATIMA).
Er und weitere Mitglieder von MODATIMA haben bereits in Vorjahren Drohungen erhalten. Im März 2015 griffen Unbekannte Rodrigo Mundaca von hinten tätlich an. Verónica del Carmen Vilches Olivares, ein weiteres Mitglied von MODATIMA, berichtete Amnesty International, dass Unbekannte sie aus Fahrzeugen ohne Nummernschilder heraus verbal mit den Worten bedroht haben: „Wann hörst du endlich mit dem Scheisswasser auf?“ Die jüngste Drohung erhielt sie am 10. März 2017.
Mitglieder von MODATIMA haben Angst, aus dem Haus zu gehen, da sie fürchten, dass die Morddrohungen wahrgemacht werden könnten. Rodrigo Mundaca berichtete Amnesty International, dass WasserschützerInnen in Petorca grosse Schwierigkeiten haben, eine Anstellung zu finden und zudem ihre Arbeit aufgrund ihrer Tätigkeit, mit der sie sich gegen die rechtswidrige Entnahme von Wasser in der Region wehren, verlieren.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Die Bewegung zum Schutz des Wassers, des Landes und der Umwelt möchte die rechtswidrige Nutzung von Wasser und die Auswirkungen für ländliche Gemeinden in der Provinz Petorca in Zentralchile, einer Region die von grosser Wasserknappheit betroffen ist, ans Licht bringen. Rodrigo Mundaca lebt in der Region. 2012 begann er, die rechtswidrige Wassergewinnung durch PolitikerInnen und Unternehmen in der Region anzuprangern. Daraufhin leiteten die Behörden vier Strafverfahren gegen den Menschenrechtsverteidiger ein. Eines der Gerichtverfahren führte zu einer Verurteilung zu 61 Tagen Gefängnis, die unter der Bedingung ausgesetzt wurden, dass Rodrigo Mundaca sich ein Jahr lang jeden Monat bei der chilenischen Polizei meldet.
Lateinamerika ist die weltweit gefährlichste Region für MenschenrechtsverteidigerInnen, die sich mit Umwelt-, Land- und Territorialfragen beschäftigen. Diese MenschenrechtsverteidigerInnen sind häufig das Ziel von Drohungen, Kontrollen und Überwachung und werden wegen ihres Engagements willkürlich strafverfolgt. Sie werden kriminalisiert, stigmatisiert, zu FeindInnen der Entwicklung erklärt und sogar des Terrorismus beschuldigt. Exzessive Gewaltanwendung wird gegen sie eingesetzt, so zum Beispiel bei Zwangsräumungen durch Sicherheitskräfte oder bei der Auflösung öffentlicher Proteste.
Chile bildet bei diesem Muster keine Ausnahme. Amnesty International bestätigt zudem zum einen Einschüchterungen gegen RechtsanwältInnen, die den MenschenrechtsverteidigerInnen der Indigenen Mapuche Rechtsbeistand geben. Siehe dazu die Amnesty International Online-Plattform Speak out for defenders! (http://speakout4defenders.com/en/single/58484d0fde7ed16d3aba1898) und zum anderen Angriffe auf MenschenrechtsverteidigerInnen der Mapuche (siehe http://speakout4defenders.com/en/single/58484aa8de7ed16d3aba1897).