Menschenrechtler bedroht
Rafael Maldonado, Mitglied des Zentrums für Umweltschutz, Soziales und Recht, hat in der vergangenen Woche eine Reihe von Drohungen erhalten. Bei den jüngsten Drohungen handelt es sich um Einschüchterungsversuche gegen ihn. Seine Organisation ist kürzlich an Gerichtsverfahren gegen Bergbaubetriebe und die Palmölproduktion in Guatemala beteiligt gewesen.
Rafael Maldonado, juristischer Direktor des Zentrums für Umweltschutz, Soziales und Recht (Centro de Acción Legal, Ambiental y Social de Guatemala – CALAS), hat in der vergangenen Woche eine Reihe von Drohungen und beleidigenden Twitter-Nachrichten erhalten. Am 4. Dezember erhielt er drei Nachrichten von dem Twitter-Account @sofiavargas78, in denen ihm Korruption und ein «Medien-Theater» vorgeworfen wurde. Der Twitter-Account ist zuvor nicht aktiv gewesen. Am 30. November erhielt Rafael Maldonado erneut Nachrichten, diesmal jedoch von dem Twitter-Account @Armarome78. Der Schutzeinheit für MenschenrechtsverteidigerInnen in Guatemala (La Unidad de Protección a Defensores y Defensoras de Derechos Humanos de Guatemala – UDEFEGUA) zufolge hiess es darin: «Deine Zeit ist abgelaufen. Ich rate dir wie ein Schwein zu rennen, du Hurensohn. In einem Krieg, vor dem vorher gewarnt wurde, werden keine Menschen getötet. Erinnerst du dich daran, als ich dir gesagt habe, dass deinem Netzwerk an Verbrechern und korrupten Menschen nur noch wenig Zeit bleibt? Du bist der Nächste. Sei gefasst!». Der Twitter-Account wurde anschliessend gesperrt.
Am 30. November wurde zudem offengelegt, dass Alberto Rotondo, Sicherheitsdirektor der Escobal-Mine in der Gemeinde San Rafael Las Flores, geflohen ist, obwohl er unter Hausarrest stand. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Gegen Alberto Rotondo war Anklage erhoben worden, weil er 2013 Sicherheitskräfte angewiesen haben soll, Demonstrierende vor der Mine anzugreifen. Infolgedessen wurden sieben Menschen verletzt. Die Organisation CALAS ist an einem Gerichtsverfahren gegen die Verantwortlichen für die Angriffe beteiligt, ebenso wie bei vergangenen Rechtsstreitigkeiten bezüglich der Betriebserlaubnis der Mine und dem Vorwurf einer vermeintlichen Kontamination. Rafael Maldonado hat CALAS auch in jüngsten Fällen gegen das Palmölunternehmen REPSA vertreten, dem vorgeworfen wird, im Juni 2015 einen Fluss im nördlichen Departamento Petén kontaminiert zu haben.
Im Juli teilte Rafael Maldonado der UDEFEGUA mit, dass er Schüsse vor dem Büro von CALAS in Guatemala-Stadt gehört habe. Im Mai berichtete er lokalen Behörden, dass eine nicht identifizierte Frau ihn in einer Bank mit den Worten «Du wirst für deine Arbeit zahlen» bedroht habe. Rafael Maldonado und der Leiter von CALAS haben 2013 zudem Drohbriefe von anonymen Absendern erhalten. Die UDEFEGUA hat kürzlich bei der Interamerikanischen Menschenrechtskommission einen Antrag auf Schutzmassnahmen für Rafael Maldonado eingereicht. Bisher wurden jedoch keine Massnahmen ergriffen.
Hintergrundinformationen
In Guatemala werden MenschenrechtsverteidigerInnen, darunter JournalistInnen und GewerkschafterInnen, nach wie vor von Interessengruppen bedroht, schikaniert und angegriffen, die sie veranlassen wollen, ihre Arbeit einzustellen. Im ersten Halbjahr von 2015 dokumentierte die Menschenrechtsorganisation UDEFEGUA 337 Fälle tätlicher Angriffe gegen MenschenrechtsverteidigerInnen. Fast 71% der angegriffenen Personen sind IndigenensprecherInnen und MenschenrechtsverteidigerInnen, die sich in Umwelt- und Landrechtsfragen engagieren.