Weitere Misshandlungen in Gewahrsam verhindern
Vier Männer, denen die Tötung von zwei Angehörigen der Polizei am 21. Juli vorgeworfen wird, sind eigenen Angaben zufolge wiederholt in Polizeigewahrsam und im Gefängnis geschlagen worden, zuletzt am 19. August. Ausserdem werde ihnen der Zugang zu medizinischer Versorgung zur Behandlung ihrer Verletzungen verweigert. Die Männer befinden sich in Adana in der südlichen Türkei in Untersuchungshaft. Ihnen drohen weitere Misshandlungen.
Sedat Aydın, Mehmet Naci Yılmaz, Ömer Kılınç und Murat Abir wird vorgeworfen, am späten Abend des 21. Juli im Bezirk Ceylanpınar in der Provinz Şanlıurfa in der südöstlichen Türkei zwei Angehörige der Polizei getötet zu haben. Ein Gericht in der Provinz Şanlıurfa liess Sedat Aydın und Mehmet Naci Yılmaz am 26. Juli in Untersuchungshaft nehmen. A. A., der Bruder von Sedat Aydın, gab gegenüber Amnesty International an, dass die Männer in Şanlıurfa in Polizeigewahrsam misshandelt wurden.
Am 19. August wurden die vier Männer vom geschlossenen Gefängnis vom Typ E in Şanlıurfa in die geschlossene Haftanstalt Nr. 1 vom Typ T in Osmaniye in der Provinz Adana verlegt. Nach Angaben des Bruders von Sedat Aydın sowie dem Vorsitzenden der Zweigstelle des türkischen Menschenrechtsvereins IHD in Adana, der die Männer im Gefängnis besucht hatte, wurden diese von Angehörigen der Polizei und Gefängnispersonal schwer geschlagen. Den Männern wurde mit weiteren Misshandlungen gedroht und der Zugang zu medizinischer Versorgung zur Behandlung ihrer Verletzungen verwehrt. Die vier Männer gaben an, auf die Beine und andere Körperteile geschlagen worden zu sein, als sie sich im Fahrzeug befanden, in dem sie am 19. August in das Gefängnis in Osmaniye gebracht wurden. Sie erklärten zudem, bei ihrer Ankunft im Gefängnis von 20 bis 30 Angehörigen der Polizei geschlagen worden zu sein, nachdem sie jeweils zu zweit in zwei verschiedene Räume geführt worden waren. Ausserdem wurden sie erneut von GefängniswärterInnen geschlagen, nachdem sie gegen Leibesvisitationen protestiert hatten.
Die Rechtsbeistände der Männer gaben gegenüber Amnesty International an, dass diese in ein Krankenhaus gebracht, aber nicht untersucht wurden. Stattdessen habe ein Arzt oder eine Ärztin ein vorgefertigtes Dokument unterschrieben, wonach die Männer gesund seien und keine Verletzungen aufwiesen.
Den Männern drohen weitere Misshandlungen.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Der Bruder von Sedat Aydın, A. A., berichtete Amnesty International, dass Sedat Aydın und Mehmet Naci Yılmaz zusammen mit drei weiteren Personen am späten Nachmittag des 22. Juli in der Nähe des Hauses von Sedat Aydın im Bezirk Ceylanpınar in der Provinz Şanlıurfa in einem Auto unterwegs waren, als sie von der Polizei angehalten wurden. Nach Angaben der Polizei lag für das Auto aufgrund von Schulden des Besitzers eine Anweisung zur Beschlagnahmung vor. Die Gruppe von Männern wurde nicht festgenommen, folgte den Polizeikräften jedoch zur Polizeistation, um dort die Angelegenheit zu regeln.
Der Bruder von Sedat Aydın gab gegenüber Amnesty International an, dass zwei der fünf Männer gegen Mitternacht die Polizeistation verlassen konnten. Sedat Aydın, Hasan Aydın und Mehmet Naci Yılmaz mussten bei der Polizei aussagen. A. A. erfuhr am 23. Juli gegen 4 Uhr Ortszeit, dass die drei Männer zur Anti-Terror-Abteilung in Şanlıurfa gebracht worden waren. Eine Gruppe von Rechtsbeiständen der Anwaltskammer in Şanlıurfa konnte die Männer schliesslich am Abend des 23. Juli besuchen. Die Männer informierten die Rechtsbeistände, dass sie schwer geschlagen worden seien und man versucht habe, sie zu ersticken, indem man ihnen Plastiktüten über die Köpfe stülpte. Ausserdem wird den Männern die Tötung von zwei Angehörigen der Polizei in Ceylanpınar am späten Abend des 21. Juli vorgeworfen. Amnesty International liegen Informationen vor, wonach die Männer am folgenden Tag auf Anforderung der Rechtsbeistände in ein Krankenhaus gebracht wurden. Dort wurden sie allerdings nicht medizinisch untersucht. Stattdessen soll ein Arzt oder eine Ärztin ein vorgefertigtes Dokument unterschrieben haben, wonach die Männer gesund seien.
Am 26. Juli ordnete ein Gericht die Freilassung von Hasan Aydın an und liess Sedat Aydın und Mehmet Naci Yılmaz in Untersuchungshaft nehmen. Die beiden Männer wurden in das Gefängnis in Şanlıurfa vom Typ E verlegt. Am 19. August wurden sie zusammen mit Ömer Kılınç und Murat Abir in das Gefängnis Nr. 1 vom Typ T in Osmaniye in der Provinz Adana überstellt. Ömer Kılınç und Murat Abir waren am 24. Juli festgenommen worden. Ihnen wird Mittäterschaft bei der Tötung der PolizeibeamtInnen vorgeworfen. In der Haftanstalt sollen die Betroffenen von 20 bis 30 Polizeikräften und GefängniswärterInnen schwer geschlagen worden sein. Der Vorsitzende der Zweigstelle des türkischen Menschenrechtsvereins IHD in Adana erklärte gegenüber Amnesty International, dass er die Männer am 22. August getroffen habe. Er bestätigte, dass sie während der Verlegung sowie bei der Ankunft im Gefängnis misshandelt wurden, nachdem sie gegen eine Leibesvisitation protestiert hatten. Seitdem sind den Männern weitere Schläge angedroht worden.