Aktivist «verschwunden»
Von dem Aktivisten Bienvenue Matumo fehlt seit dem 8. August jede Spur. Er ist Mitglied der Jugendorganisation Lutte pour le Changement (LUCHA) in der Demokratischen Republik Kongo. Er könnte Opfer des Verschwindenlassens geworden sein.
Der kongolesische Menschenrechtsverteidiger Bienvenue Matumo ist seit dem 8. August «verschwunden». An dem Tag hatte er um 17 Uhr Ortszeit eine Diskussionsrunde besucht, die vom Jugendparlament der Demokratischen Republik Kongo und weiteren Organisationen in der Hauptstadt Kinshasa durchgeführt worden war. Er hat die Veranstaltung, die in den Büroräumlichkeiten des nationalen Jugendrates auf dem Swende Boulevard stattgefunden hatte, verlassen, ist jedoch nicht zu Hause angekommen und wurde seitdem nicht mehr gesehen.
Bienvenue Matumo hatte vor kurzem Anrufe von einer Person erhalten, die ihm verwirrende Informationen mitteilte und um ein Treffen bat. Die Behörden haben nicht bestätigt, dass sich Bienvenue Matumo in ihrem Gewahrsam befindet.
Bienvenue Matumo ist ein enger Freund und Kollege der beiden gewaltlosen politischen Gefangenen Fred Bauma und Yves Makwambala. Die beiden Männer wurden am 5. März von Angehörigen des kongolesischen Geheimdienstes (Agence Nationale de Renseignement – ANR) während einer Pressekonferenz festgenommen, bei der die Jugendbewegung FILIMBI ins Leben gerufen worden war. Bienvenue Matumo besucht Fred Bauma und Yves Makwambala regelmässig im Makala-Gefängnis, wo sie festgehalten werden. Den beiden Menschenrechtsverteidigern werden allein wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte schwerwiegende Straftaten vorgeworfen.
In der Demokratischen Republik Kongo werden JugendaktivistInnen und MenschenrechtsverteidigerInnen immer wieder zum Opfer des Verschwindenlassens, bevor sie freigelassen oder offiziell angeklagt werden. Amnesty International befürchtet, dass dies auch Bienvenue Matumo widerfährt.
Amnesty International befürchtet, dass dies dem Muster ähnlicher Fälle folgen könnte, in denen JugendaktivistInnen und MenschenrechtsverteidigerInnen in der Demokratischen Republik Kongo Opfer des Verschwindenlassens geworden sind, bevor sie freigelassen oder offiziell angeklagt werden.
Hintergrundinformationen
Bienvenue Matumo hat einen Abschluss an der neuen Verwaltungsschule Ecole Nationale d’Administration in Kinshasa gemacht. Er ist Mitglied des Jugendparlaments der Demokratischen Republik Kongo (Parlement des Jeunes de la RDC). Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss junger Menschen, deren Ziel die Stärkung von Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Menschenrechten ist. Das Jugendparlament möchte die Fähigkeiten junger BürgerInnen stärken, sich an Diskussionen von nationaler Bedeutung zu beteiligen.
Bienvenue Matumo ist ausserdem Mitglied der kongolesischen Jugendorganisation Lutte pour le Changement (LUCHA). Fred Bauma, ebenfalls LUCHA-Mitglied, wurde am 15. März in Kinshasa festgenommen, als Sicherheitskräfte im Anschluss an einen Workshop über zivilgesellschaftliches Engagement von Jugendlichen in Politikprozessen im Vorfeld der Wahlen 2016 in der Demokratischen Republik Kongo eine Pressekonferenz stürmten.
Im Januar 2015 wurde der Menschenrechtsverteidiger Christopher Ngoyi von vier bewaffneten Männern in Militärpolizeiuniformen festgenommen. Die Behörden bestätigten seine Festnahme erst vier Tage später. Danach hielt man ihn drei Wochen ohne Kontakt zur Aussenwelt in Haft. Im März wurde ein weiteres LUCHA-Mitglied von unbekannten AngreiferInnen in ein Auto gezwungen. Er wurde an einem unbekannten Ort festgehalten, verhört, eingeschüchtert und drei Tage später freigelassen. Im April wurde ein Mann, der Verbindungen zur Jugendplattform FILIMBI hat, festgenommen und drei Tage vom Geheimdienst ANR festgehalten, bevor er wieder freigelassen wurde. Der ANR bestreitet dies jedoch.