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Startseite Urgent Actions 2015 08 Freelance journalist’s whereabouts unknown
UA 174/15
Turkmenistan
Abgeschlossen am 17. September 2015

Journalist «verschwunden»

AI-Index: EUR 61/2229/2015

Der Journalist Saparmamed Nepeskuliev, dessen gegenwärtiger Aufenthaltsort nicht bekannt ist, wird vermutlich seit einem Monat von turkmenischen Behörden ohne Kontakt zur Aussenwelt festgehalten. Seine mutmassliche Festnahme und Inhaftierung stehen wahrscheinlich im Zusammenhang mit seiner freiberuflichen Tätigkeit als Journalist. Ihm drohen Folter und anderweitige Misshandlungen sowie ein unfaires Gerichtsverfahren.

Saparmamed Nepeskuliev ist seit dem 7. Juli „verschwunden“. Zuletzt hielt er sich in der Stadt Türkmenbaşy auf, von wo aus er an seinen Wohnort Balkanabat zurückkehren wollte. Er war unterwegs gewesen, um Informationen und Fotos für seine Arbeit als freier Journalist für die Alternative News Turkmenistan (ATN) und für das turkmenische Länderprogramm von Radio Free Europe/Radio Liberty zu sammeln. Die beiden Medien sind in Turkmenistan verboten. Saparmamed Nepeskuliev hatte vor seinem „Verschwinden“ seine Familie angerufen und ihnen mitgeteilt, dass er Balkanabat am 7. Juli um 16 Uhr Ortszeit erreichen würde. Er kam jedoch nie an.

Die Familie von Saparmamed Nepeskuliev soll später erfahren haben, dass er von der Polizei wegen des Besitzes von Tabletten, die Suchtstoffe enthalten (wahrscheinlich handelt es sich hierbei um das verschreibungspflichtige Medikament Tramadol), festgenommen und in dem Dorf Akdash festgehalten wurde. Seine Familienangehörigen wollte ihn in Haft besuchen. Dies wurde ihnen jedoch verwehrt. Saparmamed Nepeskuliev hat keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand, und sein derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt. ATN und Radio Free Europe konnten bisher nicht mit Saparmamed Nepeskuliev sprechen und haben seit dem 30. Juli keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Sie befürchten, dass die Familie von den Sicherheitsbehörden eingeschüchtert wurde, nicht über die Vorgänge reden. Bei Inhaftierungen ohne Kontakt zur Aussenwelt, bei denen kein Zugang zu einem Rechtsbeistand oder der Familie besteht, erhöht sich das Risiko für Gefangene, gefoltert oder misshandelt zu werden. Saparmamed Nepeskuliev droht zudem ein unfaires Gerichtsverfahren.

Saparmamed Nepeskuliev wurde wahrscheinlich aufgrund seiner Aktivitäten als freiberuflicher Journalist und Bürgerrechtler zur Zielscheibe der Behörden. Seit Beginn seiner Arbeit in diesem Jahr als Fotojournalist beim turkmenischen Länderprogramm von Radio Free Europe hat Saparmamed Nepeskuliev über den Gegensatz zwischen den schlechten Wohnverhältnisse der meisten TurkmenInnen einerseits und dem Bau von Luxuswohnungen andererseits berichtet. Seine KollegInnen bei ATN, mit denen er ebenfalls seit diesem Jahr zusammenarbeitet, vermuten, dass er seit einiger Zeit von den Behörden überwacht worden ist.

Hintergrundinformationen

Unabhängige MenschenrechtsbeobachterInnen dürfen nicht nach Turkmenistan einreisen. Turkmenische MenschenrechtsverteidigerInnen und JournalistInnen, sowohl in Turkmenistan als auch ausserhalb des Landes, werden von den Behörden stetig unter Druck gesetzt. In Turkmenistan gibt es keine wirklich unabhängigen Medien und De-facto-Zensur ist daher weit verbreitet. Den Menschen ist es verboten, ausländische Medien zu abonnieren und der Zugang zum Internet ist begrenzt und wird überwacht. Die Webseiten sozialer Netzwerke werden regelmässig gesperrt. Unabhängige JournalistInnen und MenschenrechtsverteidigerInnen werden von den Behörden drangsaliert.
Trotz der strengen Informationskontrollen durch die Regierung gibt es nach wie vor glaubwürdige Berichte über Folter und anderweitige Misshandlungen von Strafverdächtigen durch Strafverfolgungsbehörden. Zu den genannten Methoden gehörten das Ziehen mit Zangen an den Geschlechtsteilen sowie Elektroschocks und Schläge mit Stuhlbeinen und wassergefüllten Plastikflaschen. In Berichten aus den Haftanstalten war die Rede davon, dass ein Inhaftierter unter Zwang Tabletten schlucken musste und mit Drohungen gegen seine Familie drangsaliert wurde. Weitere Meldungen sprachen von erzwungenen Vergewaltigungen unter Häftlingen und dem Fesseln von zu lebenslanger Haft verurteilten Gefängnisinsassen.

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