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Startseite Urgent Actions 2015 07 South Korean student arrested in North Korea
UA 158/15
Nordkorea
Abgeschlossen am 24. August 2015

Student festgenommen

AI-Index: ASA 24/2075/2015

Der südkoreanische Student Joo Won-moon wurde im April beim Grenzübertritt von China nach Nordkorea festgenommen. Ihm drohen eine lange Haftstrafe sowie möglicherweise Folter und andere Misshandlung. Bislang liegen keine Informationen über ein Gerichtsverfahren gegen ihn vor.

Joo Won-moon, ein Student aus Südkorea, wurde am 21. April von den nordkoreanischen Behörden in Gewahrsam genommen, nachdem er nahe der chinesischen Stadt Dandong zu Fuss die Grenze nach Nordkorea übertreten hatte. Er lebte bis vor Kurzem in den USA und hatte sein Studium pausiert, um in Asien zu reisen.

Im Mai erschien Joo Won-moon zusammen mit drei weiteren südkoreanischen Männern, die ebenfalls in Nordkorea inhaftiert sind, für ein Interview in den internationalen Medien. In einem Interview des Senders CNN am 4. Mai gab Joo Won-moon an, dass er bei seiner Einreise nach Nordkorea «festgenommen werden wollte», weil er hoffte, damit eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea zu erwirken. Joo Won-moon sagte in dem Interview, er sei gesund und erhalte ausreichend zu essen.

Die übrigen drei Männer sind jeweils zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Es handelt sich bei ihnen um zwei Missionare, Kim Jung-wook und Kim Kuk-gi, sowie den Geschäftsmann Choe Chun-gil. Kim Jung-wook war am 8. Oktober 2013 festgenommen und am 30. Mai 2014 verurteilt worden. Die beiden anderen Männer wurden am 23. Juni 2015 verurteilt, nachdem sie am 26. März 2015 festgenommen worden waren. In Medieninterviews «gestanden» alle drei Männer «staatsfeindliche Verbrechen» wie z. B. «Verschwörung zum Umsturz» und Spionage. Die nordkoreanischen Behörden haben keinerlei Informationen bezüglich der Gerichtsverfahren oder der gegen die Männer vorliegenden Beweise preisgegeben. Laut Angaben der südkoreanischen Behörden seien die Männer nicht beauftragt worden, in Nordkorea Spionage zu betreiben.

Bislang haben sich die nordkoreanischen Behörden geweigert, den Verbleib der Männer bekanntzugeben. Allem Anschein nach dürfen die Männer nicht mit ihren Familien, Rechtsbeiständen oder den südkoreanischen Behörden kommunizieren.

Hintergrundinformationen

Im Februar 2014 veröffentlichte die UN-Kommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea ihren Bericht. Darin sind systematische, weit verbreitete und schwere Menschenrechtsverletzungen so gut wie jeder Art dokumentiert, von denen manche als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu betrachten sind.
Hunderttausende Menschen werden in Nordkorea nach wie vor in politischen Straflagern und anderen Hafteinrichtungen festgehalten. Dort sind sie regelmässig systematischen, weit verbreiteten und schweren Verletzungen ihrer Menschenrechte ausgesetzt. Hierzu zählen aussergerichtliche Hinrichtungen, Folter und andere Misshandlungen wie beispielsweise Schläge, lange und anstrengende Zwangsarbeit ohne Ruhepausen sowie Nahrungsentzug. In den politischen Straflagern werden sowohl NordkoreanerInnen als auch ausländische Staatsangehörige festgehalten. Viele der Inhaftierten wurden nicht auf Grundlage einer international als Straftat anerkannten Handlung verurteilt.
Die Regierung leugnet nach wie vor die Existenz dieser politischen Straflager. Die Behörden erkennen internationale Organisationen zur Beobachtung der Menschenrechtslage, einschliesslich Amnesty International und den UN-Sonderberichterstatter über die Menschenrechtssituation in Nordkorea, weder an noch gestatten sie ihnen die Einreise ins Land. Die anhaltenden Zugangsbeschränkungen für unabhängige BeobachterInnen und zwischenstaatliche und humanitäre Organisationen erschweren die Bemühungen, die Menschenrechtslage in Nordkorea einzuschätzen. Am 15. Juni 2015 entliess Nordkorea zwei südkoreanische Touristen aus dem Gewahrsam, die nach Angaben der Behörden einen Monat zuvor illegal ins Land eingereist waren. Es ist unklar, weshalb die südkoreanischen Staatsangehörigen freigelassen wurden. Einige südkoreanische VertreterInnen interpretierten die Freilassung als versöhnlich gemeinte Geste, da sie am Jahrestag des innerkoreanischen Gipfeltreffens (das im Jahr 2000 stattgefunden hatte) geschah. Zudem hat Nordkorea unlängst zu verstehen gegeben, dass es für Friedensgespräche mit Südkorea offen ist. Am 5. August wird Lee Hee-ho, die Frau des verstorbenen früheren Präsidenten Kim Dae-jung, einen viertägigen Nordkorea-Besuch antreten.


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