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Startseite Urgent Actions 2015 05 Key witnesses and lawyer harassed Threatened and attacked for seeking justice
FI 116/15-1
Kolumbien
Abgeschlossen am 7. August 2015

Menschenrechtsanwältin bedroht

AI-Index: AMR 23/1948/2015

Der Menschenrechtsanwältin Andrea Torres Bautista ist mit sexueller Gewalt und mit dem Tod gedroht worden. Sie setzt sich für Opfer des Verschwindenlassens ein. Der Sohn eines Verschwundenen, den sie anwaltlich vertritt, wurde ein paar Tage zuvor mit einem Messer verletzt.

Am 24. Juni erhielt Andrea Torres Bautista, eine Anwältin der Menschenrechtsorganisation Fundación Nydia Erika Bautista (FNEB), die Familienangehörige von Opfern des Verschwindenlassens vertritt, einen Drohanruf. Ein Mann sagte ihr am Telefon Folgendes: «[…] haben Sie nicht verstanden, dass Sie aufhören sollen, uns zu nerven, wir werden Sie töten, aber zuerst werden wir Sie vergewaltigen, damit Sie Männer respektieren» ([…] no entendió que deje de joder, le vamos a pegar una matada […] pero primero le pegamos una violada pa‘ que respete a los hombres).

Am 20. Juni wurde Jhon Alexander Holguín Ramírez mit einem Messer verletzt und musste in das Krankenhaus der Gemeinde Tuluá im Departamento Casanare eingeliefert werden. Sein Vater, James Holguín, war am 16. August 2003 zusammen mit vier weiteren Männern verschleppt worden. Paramilitärs, die in geheimer Absprache mit PolizeibeamtInnen der Gemeinde Monterrey im Departamento Casanare agierten, waren für das Verschwindenlassen der Männer verantwortlich. Die Entführungen der fünf Männer werden zusammenfassend als der Fall La Combinada bezeichnet. Die Mutter von Jhon Alexander Holguín Ramírez, Jacqueline Ramírez, die Zeugin in dem Fall La Combinada ist, erhielt im Kontext des laufenden Gerichtsverfahrens wiederholt Morddrohungen. Andrea Torres Bautista ist die Anwältin der Betroffenen im Fall La Combinada.

Am 23. Juni, einen Tag bevor sie die Drohanrufe erhielt, hatte Andrea Torres Bautista das Gericht in Yopal im Departamento Casanare angerufen. Sie forderte den Vorsitzenden Richter im Fall La Combinada auf, den Fall und weitere Fälle, die im Zusammenhang mit Opfern des Verschwindenlassens stehen, wegen Voreingenommenheit niederzulegen. Im Mai hatte ein Gericht in Yopal einen Richter seines Amtes enthoben und zu einer Gefängnisstrafe von 66 Monaten verurteilt. Man hatte ihm in Zusammenhang mit einem Fall des Verschwindenlassens «Behinderung der Justiz» vorgeworfen. Er ist gegen das Urteil vorgegangen und befindet sich für die Dauer des Rechtsmittelverfahrens weiterhin im Amt. Gerichtsanhörungen, bei denen Fälle des Verschwindenlassens behandelt werden, und bei denen der Richter den Vorsitz führen würde, sind für den 13. Und 30. Juli angesetzt.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Straflosigkeit bleibt eines der Hauptmerkmale des bereits 50 Jahre andauernden bewaffneten Konflikts in Kolumbien und ist einer der Hauptgründe, weshalb Menschrechtsverletzungen weiterhin stattfinden. Nur wenige Personen, die unter Verdacht standen, während des andauernden Konflikts Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben und an dem Verschwindenlassen von Personen beteiligt gewesen zu sein, sind bislang vor Gericht gestellt worden. Am 1. Juni 2015 verzeichnete die staatliche Stelle Unidad para la Atención y Reparación Integral a las Víctimas, UARIV, 45.000 Fälle des Verschwindenlassens seit 1985.
Der Fall La Combinada bezieht sich auf das Verschwindenlassen von fünf Männern am 16. August 2003. Paramilitärs, die in geheimer Absprache mit PolizeibeamtInnen der Gemeinde Monterrey im Departamento Casanare agierten, waren für das Verschwindenlassen der Männer verantwortlich. Die Menschenrechtsorganisation Fundación Nydia Erika Bautista vertritt seit 2009 die Betroffenen in den Strafverfahren zum Verschwinden der Männer. Der Leiter der Polizeistation in Monterrey wurde zu einer Gefängnisstrafe von 48 Jahren verurteilt. Er befindet sich jedoch auf der Flucht. Gegen weitere acht PolizeibeamtInnen und mehrere Paramilitärs werden Ermittlungen durchgeführt. Der Ort, an dem sich die Leichen der fünf Betroffenen befinden, ist immer noch unbekannt.
Die Menschenrechtsorganisation Fundación Nydia Erika Bautista wurde 1997 gegründet, nachdem die Familie von Nydia Erika Bautista de Arellana ins Exil gehen musste. Sie hatten Drohungen wegen ihres Engagements für Menschenrechte erhalten. Die Organisation Fundación Nydia Erika Bautista befasst sich mit Fällen des Verschwindenlassens. Nydia Erika Bautista de Arellana, eine studentische Aktivistin und Mitglied der Guerillagruppe M-19, wurde im Jahr 1987 Opfer des Verschwindenlassens. Die Menschenrechtsorganisation Fundación Nydia Erika Bautista setzt sich dafür ein, dass die Personen, die für das Verschwinden von Nydia Erika Bautista verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Sie setzt sich auch für andere Fälle des Verschwindenlassens ein. Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Fundación Nydia Erika Bautista sowie ZeugInnen, die in den Fällen, mit denen sich die Organisation befasst, ausgesagt haben, erhalten immer wieder Drohungen. Lesen Sie dazu die Urgent Action UA-116/2015 vom 27. Mai 2015 (http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-116-2015/hauptzeugin-und-anwaeltin-bedroht).

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