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Startseite Urgent Actions 2015 05 Coup suspect’s teenage son held incommunicado
UA 113/15
Gambia
Abgeschlossen am 7. Juli 2015

Ohne Kontakt zur Aussenwelt in Haft

AI-Index: AFR 27/1710/2015

Der 16-jährige Yusupha Lowe befindet sich bereits seit dem 1. Januar in Haft. Er ist der Sohn von Bai Lowe, welcher beschuldigt wird, am Putschversuch vom 30. Dezember 2014 beteiligt gewesen zu sein. Zunächst wurde davon ausgegangen, dass Yusupha Lowe in der Zentrale des gambischen Geheimdiensts festgehalten wird. Glaubwürdigen Quellen zufolge befindet er sich dort jedoch nicht mehr.

Yusupha Lowe ist der Sohn von Bai Lowe, der beschuldigt wird, am Putschversuch vom 30. Dezember 2014 beteiligt gewesen zu sein. Der 16-Jährige wurde am 1. Januar zusammen mit seinem 19-jährigen Onkel Pa Alieu Lowe und der Exfrau seines Vaters, Jariatou Lowe, festgenommen. Männer in Zivil nahmen sie am Wohnsitz von Bai Lowe um etwa 13 Uhr fest und gaben an, auf Anordnung des Präsidenten zu handeln. Einige Wochen später wurde Jariatou Lowe ohne Anklage aus der Haft entlassen. Yusupha Lowe und Pa Alieu Lowe werden jedoch noch immer ohne Kontakt zur Aussenwelt festgehalten. Gegen die beiden ist bisher keine Anklage erhoben worden, und sie haben keinen Zugang zu Rechtsbeiständen oder Familienmitgliedern. Anfängliche Berichte deuteten darauf hin, dass Yusupha Lowe in der Zentrale des gambischen Geheimdiensts (National Intelligence Agency – NIA) in Banjul festgehalten wurde. Glaubwürdigen Quellen zufolge befindet er sich dort jedoch nicht mehr. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt, und seine Familie ist sehr besorgt um seine Sicherheit.

Zahlreiche Angehörige von Personen, denen eine Beteiligung am Putschversuch vom 30. Dezember 2014 vorgeworfen wird, sind Opfer von Vergeltungsmassnahmen der Behörden geworden. Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen sich in diesem Zusammenhang in Haft ohne Kontakt zur Aussenwelt befinden. Amnesty International besorgt es sehr, dass sich Yusupha Lowe und weitere Angehörige mutmasslicher Beteiligter am Putschversuch vom Dezember 2014 unrechtmässig und ohne Anklage in Haft befinden. Sowohl die gambische Verfassung als auch Menschenrechtsnormen und -verträge schreiben vor, dass Straftatverdächtige binnen 72 Stunden nach der Festnahme einem Richter vorzuführen sind. Diese Frist ist in diesen Fällen weit überschritten worden.

Die gambische Regierung streitet die Inhaftierung von Yusupha Lowe und vielen weiteren Personen ab. Sie macht keine Angaben zum Aufenthaltsort der Inhaftierten und verweigert ihnen somit den Schutz durch das Gesetz. Das Vorgehen der Regierung kommt dem Verschwindenlassen gleich, welches gemäss Völkerrecht eine Straftat darstellt. Personen, die ohne Kontakt zur Aussenwelt festgehalten werden, werden besonders oft zum Opfer von Folter oder anderweitigen Misshandlungen.

Hintergrundinformationen

Am 30. Dezember 2014 griffen bewaffnete Personen den Präsidentenpalast in der gambischen Hauptstadt Banjul an. Mindestens vier der Angreifer wurden getötet, darunter Oberst Lamin Sanneh und Alhaji Jaja Nass. Ein weiterer Angreifer soll von Angehörigen der Sicherheitskräfte inhaftiert worden sein. Die gambischen Behörden haben die Leichname anschliessend nicht an die Angehörigen überstellt.
Neben Yusupha Lowe befinden sich noch zahlreiche weitere Angehörige von Personen, die mutmasslich an dem Putschversuch beteiligt waren, in Haft ohne Kontakt zur Aussenwelt.
Meta Nije ist die Mutter von Oberst Lamin Sanneh, der bei dem Putschversuch getötet wurde. Sie wurde am 1. Januar festgenommen und inhaftiert als sie gerade ihre kranke Mutter in der Stadt Fajikunda besuchte. Vier Männer, die sich als Mitarbeiter des Geheimdienstes NIA ausgaben, betraten das Haus ihrer Mutter und nahmen Meta Nije mit. Die Behörden haben bisher keine Angaben zu ihrem Aufenthaltsort gemacht. Inoffiziellen Quellen zufolge, könnte sie in der Zentrale des Geheimdienstes in Banjul festgehalten werden. Es besteht Grund zur Sorge um ihre Gesundheit.
Mariam Nije, die Mutter von Alhaji Jaja Nass, der beim Putschversuch ums Leben kam, wurde am 5. Januar zusammen mit ihrer Tochter, ihrem Sohn und ihrem Bruder in der Stadt Kotu festgenommen. Alle vier wurden in die zentrale des NIA gebracht, wo man ihnen drohte, sie zu köpfen. Mariam Nijes Kinder wurden noch am selben Tag und ihr Bruder einige Wochen später wieder freigelassen. Wo Mariam Nije festgehalten wird, ist nicht bekannt.
Essa Bojang ist der Vater von Dawda Bojang, der ebenfalls an dem gescheiterten Putschversuch beteiligt gewesen sein soll. Der körperlich behinderte Mann wurde am 1. Januar festgenommen und inhaftiert.
Dass Angehörige von Personen, die mutmasslich am Putschversuch vom Dezember 2014 beteiligt waren, festgenommen und über lange Zeiträume inhaftiert werden, ohne die Möglichkeit zu haben, gegen ihre Inhaftierung vorzugehen, verstösst gegen grundlegende rechtliche Schutzbestimmungen der gambischen Verfassung und regionaler und internationaler Menschenrechtsverträge. Der UN-Sonderberichterstatter über Folter hat im März 2015 einen Bericht zu seinem Besuch in Gambia im Jahr 2014 veröffentlicht. Darin hob er das hohe Risiko hervor, Opfer von Folter, willkürlichen Festnahmen und Verschwindenlassen zu werden. Amnesty International ist daher sehr besorgt um die Personen, die sich in gambischer Haft befinden. Insbesondere sorgt sich die Organisation um diejenigen, deren Inhaftierung in Zusammenhang mit dem Putschversuch vom 30. Dezember 2014 steht.

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