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Startseite Urgent Actions 2015 04 Three indigenous people killed, others at risk
UA 091/15
Kolumbien
Abgeschlossen am 3. Juni 2015

Angehörige von indigener Gemeinschaft getötet, weitere in Gefahr

AI-Index: AMR 23/1507/2015

Im Norden des Departamento Cauca im Südwesten Kolumbiens sind drei Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Nasa im Reservat Cerro Tijeras getötet worden. Zahlreiche weitere sollen Opfer des Verschwindenlassens geworden sein. Auch andere indigene Gemeinschaften in diesem Gebiet haben von Morddrohungen berichtet.

Am 14. April sind Berney Trochez und Wilson Trochez in Agua Bonita, einem Gebiet des Indigenenreservats Cerro Tijeras (Cerro Tijeras Resguardo) in der Gemeinde Suárez im Departamento de Cauca, das letzte Mal gesehen worden. Es wird befürchtet, dass die beiden Männer Opfer des Verschwindenlassens geworden sind. Am 15. April verschafften sich unbekannte bewaffnete Männer gewaltsam Zutritt zu einem Haus im Gebiet Agua Bonita, zwangen Mario Germán Valencia Vallejo, Belisario Trochez Ordóñez und Cristián David Trochez, drei Verwandte von Berney und Wilson Trochez, in einen Lastwagen einzusteigen und verschleppten sie. Noch am selben Tag wurden die drei Männer in Guadalito, einem Gebiet im Cerro Tijeras Resguardo, tot aufgefunden. Man hatte sie mit Kopfschüssen getötet.

Die indigene Gemeinschaft der Nasa in Cerro Tijeras setzt sich gegen internationale Bergbau- und andere wirtschaftliche Projekte auf dem Gebiet ein, das sie als ihr angestammtes Land betrachtet. In den vergangenen Monaten und Jahren haben Angehörige der Gemeinschaft deshalb wiederholt Morddrohungen von Paramilitärs erhalten. Die indigenen Gemeinschaften der Nasa organisieren immer wieder Demonstrationen, bei denen sie Zugang zu Grundstücken in der Region fordern. Einige dieser Grundstücke hätten ihnen als Entschädigungsleistungen für Menschenrechtsverletzungen zugesprochen werden müssen, die sie Anfang der 1990er-Jahre erlitten hatten. Am 15. April 2015 verschickte eine paramilitärische Gruppierung, die sich selbst Colombia sin Guerilla nennt, Morddrohungen per SMS. Darin erklärte die Gruppierung eine Reihe von Personen, darunter auch die TeilnehmerInnen der Demonstrationen, zu militärischen Zielen.

Hintergrundinformationen

Seit 50 Jahren kämpfen im bewaffneten Konflikt Kolumbiens Sicherheitskräfte und Paramilitärs gegen verschiedene Guerillagruppen. Trotz des aktuellen Friedensprozesses begehen alle Konfliktparteien nach wie vor schwere Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht sowie andere Menschenrechtsverstösse. Indigene Gemeinschaften haben mit am stärksten unter dem Konflikt zu leiden. Der kolumbianischen Indigenenorganisation ONIC (Organización Nacional Indígena de Colombia) zufolge wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 zehn indigene Personen im Zusammenhang mit dem Konflikt getötet und mindestens 2.819 Personen vertrieben. Laut der Indigenenorganisation ACIN (Asociación de Cabildos Indígenas del Norte de Cauca) sind im Norden des Departamento Cauca seit 1999 mehr als 600 Angehörige indigener Gemeinschaften getötet worden.
Am 16. Dezember 1991 wurden 20 Angehörige der indigenen Gemeinschaft der Nasa, unter ihnen auch Kinder, während eines gemeinsamen Einsatzes von Polizei und Paramilitär auf der Farm El Nilo in der Gemeinde Caloto getötet. Die Untersuchung des Massakers von El Nilo wurde im Dezember 1992 der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) übergeben. Nach einer Vereinbarung zwischen der kolumbianischen Regierung und der IACHR wurde ein Untersuchungskomitee gebildet, welches im Jahr 1996 die Empfehlung aussprach, dass die kolumbianische Regierung die Verantwortlichen vor Gericht stellen müsse und den Familien der Opfer eine Entschädigung zu zahlen habe. Im August 2014 ordnete Kolumbiens Oberster Gerichtshof an, dass die Ermittlungen gegen einen General und einen Major im Zusammenhang mit dem Massaker wieder aufgenommen werden sollten. Der Fall war im Juli 1999 von einem Militärgericht zu den Akten gelegt worden. Anfang Februar 2015 stellten sich beide den Behörden. Der Indigenenrat Huellas Cabildo, die oberste politische Autorität innerhalb ihrer Gebiete, forderte am 5. Februar offiziell Gerechtigkeit und umfassende Entschädigungsleistungen.
Seit dem 14. Dezember 2014 besetzen indigene Gemeinschaften Land im Norden des Departamento Cauca. Sie fordern Entschädigungen, auch in Form von Land, für zahlreiche Massentötungen an Indigenen, darunter das Massaker von El Nilo aus dem Jahr 1991. Den Sicherheitskräften wird in diesem Zusammenhang vorgeworfen, mit exzessiver Gewalt auf die gegenwärtigen Demonstrationen indigener Gemeinschaften zu reagieren. Am 10. April wurde der Indigenensprecher Guillermo Pavi Ramos angeschossen. Er hatte sich auf der Farm La Emperatriz, die bereits seit einigen Wochen von Demonstrierenden der indigenen Gemeinschaften besetzt ist, in der Nähe von Angehörigen der Militär- und der Polizeieinheiten der Spezialeinheit Escuadrón Móvil Antidisturbios (ESMAD) befunden. Die ESMAD soll eine Strasse blockiert haben, als mehrere Personen versuchten, Guillermo Pavi Ramos in ein Krankenhaus zu bringen, sodass er nicht sofort medizinisch behandelt werden konnte. Am 14. April wurden in Buenos Aires im Departamento Cauca elf Angehörige der 17. Brigade des Militärs bei einem Angriff von Angehörigen der Guerillabewegung FARC getötet.

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