Indigenensprecher getötet, weitere in Gefahr
Im Indigenenreservat Cañamomo Lomaprieta in Kolumbien wurde ein Indigenensprecher bei der Beaufsichtigung von artisanalen Bergbauaktivitäten getötet. Zahlreiche weitere IndigenensprecherInnen des Reservats werden bedroht und sind in Gefahr.
Am 7. April wurde der Indigenensprecher Fernando Salazar Calvo im Indigenenreservat (Resguardo Indígena) Cañamomo Lomaprieta im Departamento Caldas von einem unbekannten Mann erschossen. Er war Präsident der Bergbaugewerkschaft La Union und Mitglied des Vorstands der Gewerkschaft artisanaler Minenarbeiter des Indigenenreservats Cañamomo Lomaprieta (Asociación de Mineros Artesanales del Resguardo Indigena Cañamomo Lomaprieta – ASOMICARS) in den Gemeinden Ríosucio und Supía im Departamento Caldas. Fernando Salazar Calvo und zahlreiche weitere IndigenensprecherInnen, darunter Carlos Eduardo Gómez Restrepo, der Sprecher von Cañamomo Lomaprieta, und Fabio Moreno Herrera, der Präsident von ASOMICARS, wurden wiederholt bedroht. Im November 2014 hatte das Büro des Ombudsmannes für Menschenrechte in einem Risikobericht gewarnt, dass die Sicherheit der Indigenengemeinschaft von Cañamomo Lomaprieta gefährdet sei.
Fernando Salazar Calvo und weitere IndigenensprecherInnen hatten artisanale Bergbauaktivitäten im Indigenenreservat beaufsichtigt, um diese ggf. einzustellen, sofern sie nicht in Übereinstimmung mit den überlieferten Verfahren und den Empfehlungen und Resolutionen des Indigenenrats (Cabildo) erfolgten. Der Cabildo ist die höchste politische Instanz der indigenen Bevölkerung auf indigenem Territorium. Internationale Bergbauunternehmen haben ebenso wie illegale bewaffnete Akteure versucht, Bergbauaktivitäten in dem Gebiet aufzunehmen. Berichten zufolge sollen sich paramilitärische und Guerilla-Kräfte in der Region aufhalten.
Hintergrundinformationen
Seit 50 Jahren kämpfen im bewaffneten Konflikt Kolumbiens Sicherheitskräfte und Paramilitärs gegen verschiedene Guerillagruppen. Trotz des aktuellen Friedensprozesses begehen alle Konfliktparteien nach wie vor schwere Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht sowie andere Menschenrechtsverstösse. Indigene Gemeinschaften haben mit am stärksten unter dem Konflikt zu leiden. Der kolumbianischen Indigenenorganisation ONIC (Organización Nacional Indígena de Colombia) zufolge wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 zehn indigene Personen im Zusammenhang mit dem Konflikt getötet und mindestens 2.819 Personen vertrieben.
Das Indigenenreservat (Resguardo Indígena) Cañamomo Lomaprieta in den Gemeinden Ríosucio und Supía im Departamento Caldas wurde im 18. Jahrhundert zur spanischen Kolonialzeit gegründet. Die indigene Gemeinschaft der Embera Chami lebt schon seit Jahrhunderten in der Region. Der indigene Cabildo von Cañamomo Lomaprieta ist für die Kontrolle der Bergbauaktivitäten auf dem Gebiet zuständig. Dies beinhaltet ein Verbot des Einsatzes umweltschädlicher Stoffe sowie des Zugangs und der Investitionen von Personen, die nicht zu der indigenen Gemeinschaft gehören.