Tibetischer Schriftsteller nach unfairem Verhahren inhaftiert
Der junge tibetische Schriftsteller und Blogger Druklo – auch bekannt als Shokjang – ist zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil wurde fast ein Jahr nach seiner Festnahme gesprochen. Es wird vermutet, dass er aufgrund eines Blogeintrages verurteilt wurde, in dem er über die verstärkte Präsenz von chinesischen Sicherheitskräften im Autonomen Bezirk Huangnan der Tibeter im Vorfeld eines politisch brisanten tibetischen Jahrestages geschrieben hatte.
Am 19. März 2015 wurde Druklo – auch bekannt als Shokjang – in einem Hotel im Kreis Tongren (Rebgong) im Verwaltungsgebiet des Autonomen Bezirks Huangnan der Tibeter (Malho) in der nordchinesischen Provinz Qinghai von Sicherheitskräften abgeführt. Am 17. Februar 2016 wurde er vom Mittleren Volksgericht im Kreis Tongren (Rebkong) zu drei Jahren Haft verurteilt. Die genauen Anklagen sind unbekannt, sollen aber im Zusammenhang mit Separatismus stehen. Er hatte weder während seiner Haft noch während des Gerichtsverfahrens Zugang zu einem Rechtsbeistand. Seine Familie wurde erst zwei Tage vorher über seine Verurteilung informiert. Druklo wird Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen.
Druklo ist ein bekannter tibetischer Schriftsteller und Blogger, der bereits einige kritische Artikel über die aktuelle Lage in den tibetischen Gebieten veröffentlicht hat. Am 16. März 2015 hatte er einen Blogbeitrag veröffentlicht, in dem er auf die verstärkte Präsenz chinesischer Polizeipatrouillen im Kreis Tongren einging. Der Beitrag erschien um die Zeit des 56. Jahrestags des gescheiterten Tibetaufstands von 1959. Druklo war bereits 2010 festgenommen worden, weil er über die tibetischen Unruhen von 2008 geschrieben hatte. Damals studierte er an der Nationalitäten-Universität in Lanzhou in der Provinz Qinghai.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Ethnische TibeterInnen werden in China diskriminiert und in der Wahrnehmung ihrer Rechte auf Religions-, Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt.
Druklo kam im Kreis Xiahe (Labrang) des Autonomen Bezirks Gannan in der tibetischen Region Amdo im Südosten der chinesischen Provinz Gansu zur Welt. Er ist in Tibet wegen seiner kritischen Schriften beliebt, darunter seine in tibetischer Sprache verfassten Bücher Die Freiheit bereue ich nicht und Der Mut von Rangdrol, und seine im Internet veröffentlichten Artikel, wie beispielsweise Konflikt und Lösung: Eine Antwort an Liu Junning, in dem es um den Umgang der chinesischen Behörden mit ethnischen Minderheiten geht, und Heute Nacht bin ich auf den Wiesen meiner Heimatstadt, eine Kritik an der Umsiedlung der tibetischen Nomaden.
Dies ist das zweite Mal, dass Druklo ins Visier der chinesischen Behörden gerät. Am 6. April 2010 war er während seiner Studienzeit an der Nationalitäten-Universität in Lanzhou gemeinsam mit einem anderen Studierenden festgenommen worden, weil er einer der Redakteure des verbotenen Literaturmagazins Shar Dungri (Östlicher Schneeberg) war. In dem Magazin waren Artikel über die tibetischen Unruhen von 2008 erschienen. Die Behörden warfen Druklo damals vor, Verbindungen zum Tibetan Youth Congress zu haben, einer tibetischen Exilorganisation. Er wurde am 8. Mai 2010 freigelassen.