Verbleib von tibetischem Schriftsteller unklar
Ein junger tibetischer Schriftsteller und Blogger ist Berichten zufolge willkürlich und ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand inhaftiert. Es wird befürchtet, dass ihm Folter und andere Misshandlungen drohen. Er wurde festgenommen, nachdem er im Vorfeld eines politisch brisanten tibetischen Jahrestages einen Blogbeitrag über die verstärkte Präsenz von chinesischen Sicherheitskräften im Autonomen Bezirk Huangnan der Tibeter verfasst hatte.
Am 19. März wurde Druklo – auch bekannt als Shokjang – in einem Hotel im Kreis Tongren (Rebgong) im Verwaltungsgebiet des Autonomen Bezirks Huangnan der Tibeter (Malho) in der nordchinesischen Provinz Qinghai von Sicherheitskräften abgeführt. Er ist ein bekannter tibetischer Schriftsteller und Blogger, der bereits einige kritische Artikel über die aktuelle Lage in den tibetischen Gebieten veröffentlicht hat. Ein Freund von ihm, der zur selben Zeit wie Druklo festgenommen wurde, ist mittlerweile wieder frei. Druklo ist nach wie vor inhaftiert.
Golog Jigme Gyatso, ein tibetischer Mönch und guter Freund von Druklo, sagte, die Behörden hätten den FreundInnen und Verwandten von Druklo weder die Gründe für seine Inhaftierung noch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe mitgeteilt. Golog Jigme Gyatso lebt derzeit in der Schweiz. Er war in der Vergangenheit in China inhaftiert, weil er an dem Film Leaving Fear Behind mitgearbeitet hatte. Dabei handelte es sich um eine Dokumentation, in der TibeterInnen über ihre Ansichten zum Dalai Lama, zu China und zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking befragt wurden. Der Mönch sagte gegenüber Amnesty International, man gehe davon aus, dass Druklo in einer Hafteinrichtung im Kreis Tongren festgehalten wird. Seine FreundInnen und Verwandten konnten bisher nichts über seinen Aufenthaltsort herausfinden.
Am 16. März hatte Druklo einen Blogbeitrag veröffentlicht, in dem er auf die verstärkte Präsenz chinesischer Polizeipatrouillen im Kreis Tongren einging. Der Beitrag erschien um die Zeit des 56. Jahrestags des gescheiterten Tibetaufstands von 1959. Druklo war bereits 2010 festgenommen worden, weil er über die tibetischen Unruhen von 2008 geschrieben hatte. Damals studierte er an der Nationalitäten-Universität in Lanzhou in der Provinz Qinghai.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Ethnische TibeterInnen werden in China diskriminiert und in der Wahrnehmung ihrer Rechte auf Religions-, Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Druklo kam im Kreis Xiahe (Labrang) des Autonomen Bezirks Gannan in der tibetischen Region Amdo im Südosten der chinesischen Provinz Gansu zur Welt. Er ist in Tibet wegen seiner kritischen Schriften beliebt, in denen es beispielsweise um den Umgang der chinesischen Behörden mit ethnischen Minderheiten oder auch um deren Umsiedlung der tibetischen Nomaden geht.
Dies ist das zweite Mal, dass Druklo ins Visier der chinesischen Behörden gerät. Am 6. April 2010 war er während seiner Studienzeit gemeinsam mit einem anderen Studierenden festgenommen worden, weil er einer der Redakteure des verbotenen Literaturmagazins Shar Dungri (Östlicher Schneeberg) war. In dem Magazin waren Artikel über die tibetischen Unruhen von 2008 erschienen. Die Behörden warfen Druklo damals vor, Verbindungen zum Tibetan Youth Congress zu haben, einer tibetischen Exilorganisation. Er wurde am 8. Mai 2010 freigelassen.