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Startseite Urgent Actions 2015 01 Harassed for fighting sexual violence
UA 010/15
Kolumbien
Abgeschlossen am 27. Februar 2015

Menschenrechlerin und ihre Familie in Gefahr

AI-Index: AMR 23/002/2015

Zwei Männer sind in das Haus der kolumbianischen Menschenrechtsverteidigerin Blanca Nubia Díaz eingedrungen und haben verlangt, eine ihrer Töchter zu sprechen. Beide Frauen werden immer wieder bedroht und drangsaliert, weil sie sich für die Aufklärung der Vergewaltigung, Folterung und Ermordung einer weiteren Tochter von Blanca Nubia Díaz einsetzen.

Am 3. Januar sind zwei Männer gewaltsam in das Haus der Menschenrechtlerin Blanca Nubia Díaz in Riohacha im Departamento La Guajira im Norden Kolumbiens eingedrungen. Sie verlangten von den BewohnerInnen, eine der Töchter der Menschenrechtsverteidigerin zu sprechen. Weder Blanca Nubia Díaz noch ihre Tochter wohnen jedoch zurzeit in dem betroffenen Haus. Bevor die Männer wieder gingen, befahlen sie der Familie, die das Haus derzeit bewohnt, dieses zu verlassen. Am 29. Dezember 2014 hatte es schon einmal einen Vorfall gegeben, bei dem die Wohnungstür eingetreten worden war.

Blanca Nubia Díaz ist Mitglied der Menschenrechtsorganisation Movimiento Nacional de Víctimas de Crímenes de Estado (MOVICE). Sie setzt sich für Gerechtigkeit im Fall ihrer Tochter Irina del Carmen Villero Díaz ein, die 2001 von Paramilitärs vergewaltigt, gefoltert und getötet wurde. Die Tochter, nach der die beiden Männer gesucht hatten, war im Juni 2014 ebenfalls im Departamento La Guajira vergewaltigt worden. Sie hat die Region anschliessend verlassen. Obwohl wegen der Vergewaltigung Anzeige bei der Generalstaatsanwaltschaft erstattet wurde, sind bei den Ermittlungen bisher keine nennenswerten Fortschritte erzielt worden. Im Falle der Vergewaltigung, Folter und Tötung von Irina del Carmen Villero Díaz ermitteln die Justizbehörden Berichten zufolge gegen einen mächtigen Drogenhändler, der Verbindungen zu Paramilitärs hat und vor kurzem gefasst wurde.

Hintergrundinformationen

Am 26. März 2001 wurde Irina del Carmen Villero Díaz im zur Gemeinde Albania gehörenden Dorf Cuestecitas im Departamento Guajira von Paramilitärs gefoltert, vergewaltigt und getötet. Irina del Carmen Villero Díaz gehörte der indigenen Gemeinschaft der Wayúu im Departamento La Guajira an und war zum Tatzeitpunkt 15 Jahre alt. Als Blanca Nubia Díaz versuchte, ihre Tochter zu finden, sagte man ihr, dass bei dem Übergriff mehrere Frauen getötet worden waren. Blanca Nubia Díaz konnte herausfinden, wo sich der Leichnam ihrer Tochter befand, wurde jedoch durch Drohungen von Paramilitärs aus dem Departamento La Guajira vertrieben. Irina del Carmen Villero Díaz wurde daraufhin als unbekannte Person beerdigt, und Blanca Nubia Díaz konnte erst 2010 den Leichnam ihrer Tochter zurückfordern. Im August 2010 erhielt Irina del Carmen Villero Díaz ein Begräbnis nach der Art der indigenen Gemeinschaft der Wayúu. Die Ermittlungen wegen Vergewaltigung, Folter und Tötung treten seit über einem Jahrzehnt auf der Stelle.
Blanca Nubia Díaz und ihre Familie sind in den vergangenen Jahren wiederholt bedroht worden. 2014 erhielten ihr Bruder und weitere Familienmitglieder Drohanrufe, die gegen einen der Söhne der Menschenrechtsverteidigerin gerichtet waren. Im Januar 2012 wurde Blanca Nubia Díaz Opfer eines Entführungsversuchs. Weitere Informationen hierzu finden Sie in UA-026/2012, online unter:http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-026-2012/menschenrechtlerin-gefahr In Kolumbiens internen bewaffneten Konflikt, der nun schon seit 50 Jahren anhält, stehen Sicherheitskräfte und Paramilitärs einer Reihe von Guerillagruppierungen gegenüber. Alle Konfliktparteien begehen weiterhin routinemässig schwere Verbrechen gegen das Völkerrecht und andere Menschenrechtsverletzungen, einschliesslich systematischer sexueller Übergriffe auf Frauen und Mädchen. Viele dieser Vergehen sind als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustufen. Dennoch haben die kolumbianischen Behörden bisher keine wirksamen Schritte unternommen, um diese im Rahmen des Konflikts begangenen Gewalttaten gegen Frauen zu beenden und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Die meisten Opfer und ihre Angehörigen sehen aufgrund mangelnder Schutzmassnahmen von einer Anzeige solcher Übergriffe ab. ZeugInnen, Familien der Opfer, StrafverfolgerInnen, AnwältInnen und RichterInnen, die an der Untersuchung von Menschenrechtsverstössen beteiligt sind, wurden in der Vergangenheit ebenfalls häufig bedroht oder getötet. Die paramilitärischen Gruppierungen in Kolumbien sind angeblich im Rahmen des von der Regierung finanzierten Demobilisierungsprozesses, der im Jahr 2005 begann, aufgelöst worden. Diese Gruppen operieren aber nach wie vor und begehen weiterhin schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen an MenschenrechtsverteidigerInnen und anderen Zivilpersonen. Manchmal geschieht dies sogar in geheimer Absprache mit den Sicherheitskräften oder mit deren Einverständnis.MOVICE ist ein grosser Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen und setzt sich für Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen in Kolumbiens bewaffnetem Konflikt ein. Mitglieder von MOVICE in verschiedenen Niederlassungen der Organisation in ganz Kolumbien werden immer wieder bedroht und drangsaliert.

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