Fotojournalist ohne Verfahren zu einem Jahr Haft verurteilt
Der ägyptische Fotojournalist Mahmoud Abu Zied befindet sich bereits seit über einem Jahr ohne Anklage oder Gerichtsverfahren in Haft. Die nächste Anhörung durch die Staatsanwaltschaft ist für den 2. Oktober anberaumt worden. Er ist ein gewaltloser politischer Gefangener, der lediglich aufgrund seiner journalistischen Arbeit festgehalten wird.
Mahmoud Abu Zied, auch bekannt als «Shawkan», wurde am 14. August 2013 festgenommen. Er war gerade dabei, einen Sitzstreik von AnhängerInnen des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi auf dem Rabaa-al-Adawiya-Platz in Nasr City, einem Stadtteil von Kairo, fotografisch zu dokumentieren, als der Protest von Sicherheitskräften gewaltsam aufgelöst wurde. Mahmoud Abu Zied, der bereits seit über sechs Jahren als freiberuflicher Fotojournalist tätig ist, arbeitete zu dieser Zeit unter anderem für die Londoner Fotoagentur Demotix.
Zusammen mit anderen Festgenommenen wurde Mahmoud Abu Zied zunächst im Cairo International Stadium und später in verschiedenen Polizeistationen festgehalten. Er wurde am 16. August von der Staatsanwaltschaft verhört, ohne dass ein Rechtsbeistand anwesend war. Am 20. August brachte man ihn in das Abu-Zaabal-Gefängnis, bis er im Dezember 2013 ins Tora-Gefängnis verlegt wurde, wo er bis heute festgehalten wird.
Mahmoud Abu Zied drohen möglicherweise Anklagen wegen Mitgliedschaft in einer verbotenen Gruppe, Mord und Waffenbesitz. Seine Haftzeit wurde während der laufenden Ermittlungen mehrfach verlängert. Die Staatsanwaltschaft verlängerte seine Haft am 28. August 2014 um weitere 45 Tage. Amnesty International ist der Ansicht, dass die Anklagen gegen ihn jeder Grundlage entbehren. Somit wird Mahmoud Abu Zied seit über einem Jahr nur deshalb festgehalten, weil er von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht hat.
Verlässlichen Quellen zufolge wurde Mahmoud Abu Zied nach seiner Festnahme und während seiner Verlegung in das Abu-Zaabal-Gefängnis am 17. August geschlagen. Er leidet unter Blutarmut und benötigt medizinische Behandlung.
Hintergrundinformationen
Mahmoud Abu Zied, auch bekannt unter dem Künstlernamen «Shawkan», arbeitet als Fotojournalist und hat bereits für zahlreiche ägyptische und ausländische Verlagshäuser und Agenturen gearbeitet, darunter das US-amerikanische Time Magazine, Die Zeit und verschiedene Online-Fotoagenturen, einschliesslich Demotix. Es ist nicht bekannt, dass er jemals an Protesten teilgenommen hätte oder an politisch motivierten gewaltsamen Auseinandersetzungen beteiligt gewesen wäre.
Nach dem Sturz von Mohammed Mursi am 3. Juli 2013 begann Mahmoud Abu Zied einen grossen Sitzstreik von Mursi-AnhängerInnen fotografisch zu dokumentieren, der auf dem Rabaa-al-Adawiya-Platz in Nasr City, einem Stadtteil von Kairo, stattfand. Um den Sitzstreik aufzulösen, wendeten ägyptische Sicherheitskräfte am 14. August unverhältnismässige Gewalt an, die zu hunderten von Todesopfern führte. Infolge der Ausschreitungen starben auch acht Sicherheitskräfte.
Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge wurde Mahmoud Abu Zied nach seiner Festnahme und während seiner Verlegung in das Abu-Zaabal-Gefängnis am 17. August von Angehörigen des Militärs und der Polizei geschlagen. Sie sollen ihm Faustschläge verpasst, ihn getreten und mit Stöcken geschlagen haben. Des Weiteren wurde er acht Stunden lang in einem geparkten Fahrzeug unter sehr hohen Temperaturen festgehalten, bevor er in das Abu-Zaabal-Gefängnis gebracht wurde.
Ägyptische Behörden gehen nach wie vor hart gegen JournalistInnen vor, die über Demonstrationen von Mursi-UnterstützerInnen Bericht erstatten. Auch JournalistInnen, die sie für AnhängerInnen der Muslimbruderschaft halten, werden ins Visier genommen.
In Artikel 19 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte heisst es: «(1) Jedermann hat das Recht auf unbehinderte Meinungsfreiheit. (2) Jedermann hat das Recht auf freie Meinungsäusserung; dieses Recht schliesst die Freiheit ein, ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen Informationen und Gedankengut jeder Art in Wort, Schrift oder Druck, durch Kunstwerke oder andere Mittel eigener Wahl sich zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben.»