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Startseite Urgent Actions 2014 04 Death threats received in ‘humanitarian zone’
UA 104/14
Kolumbien
Abgeschlossen am 2. Juni 2014

Morddrohungen gegen Menschenrechtsverteidiger

AI-Index: AMR 23/016/2014

Drei Menschenrechtsverteidiger sind in der Hafenstadt Buenaventura im Süden Kolumbiens von Paramilitärs bedroht worden. Vorausgegangen war die Einrichtung der Humanitären Zone Puente Nayero in Buenaventura als eine zivilgesellschaftliche Initiative zum Schutz der vorwiegend afro-kolumbianischen Bewohner/innen.

Am 22. April bedrohte ein Angehöriger der Paramilitärs den Menschenrechtsverteidiger Danilo Rueda in der Humanitären Zone Puente Nayero mit dem Tod. Die humanitäre Zone befindet sich im Stadtteil Comuna 4 von Buenaventura im Departamento Valle del Cauca. Danilo Rueda ist Mitglied der kirchlichen Menschenrechtsorganisation Comisión Intereclesial de Justicia y Paz und war mit einigen weiteren Menschenrechtsverteidiger/innen dem Angehörigen der Paramilitärs gefolgt, da dieser versucht hatte, in der humanitären Zone Kinder zu rekrutieren. An der Grenze der humanitären Zone zog er eine Machete hervor und sagte: «Noch einen Schritt weiter, und ich schneide dich auf» (Si se acerca lo pico). Am 12. April war der 16 jährige Carlos Andrés Angarita Jimenes nahe der humanitären Zone von Paramilitärs gefoltert, getötet und zerstückelt worden. Dies geschah trotz einer starken Präsenz bewaffneter Streitkräfte in der Gegend. Dieser Vorfall ist ein weiterer in einer langen Reihe von Tötungen in der Stadt.

Seit der Einrichtung der humanitären Zone am 13. April erhält auch der Menschenrechtsverteidiger Orlando Castillo immer wieder Morddrohungen von Paramilitärs. Am 22. April erfuhren die Bewohner/innen der humanitären Zone von einer Anweisung zur Tötung von Orlando Castillo. Er erhält Drohanrufe und Paramilitärs haben angekündigt, dass sie ihn töten würden. Am 23. April erfuhr auch der Menschenrechtler Luis Yasmani Grueso Sinisterra, der in der Gemeinde aktiv ist, von einem Familienangehörigen, dass Paramilitärs gedroht haben, ihn ebenfalls zu töten.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Buenaventura ist eine wichtige Hafenstadt an der kolumbianischen Pazifikküste im Departamento Valle del Cauca, in der derzeit einige grosse Infrastrukturprojekte entstehen. Paramilitärische Gruppen sind dort nach wie vor stark vertreten und können trotz eines grossen Aufgebots an Sicherheitskräften agieren.
Seit einiger Zeit wird aus der Stadt über Tötungen, Vertreibungen und Fälle von Verschwindenlassen berichtet. Im November 2012 gab der Menschenrechtsbeauftragte (Defensor del Pueblo) einen Bericht heraus, demgemäss in den zwei Wochen vor Erscheinen des Berichts mehr als 1000 Familien aus ihren Wohnstätten vertrieben worden waren. Die Menschenrechtslage ist seither kritisch, und in der ersten Novemberwoche 2013 wurden erneut über 2000 Personen aus ihren Häusern vertrieben.
In der Stadt existieren sogenannte casas de pique («Hackhäuser»), in die Menschen verschleppt werden. Zeugenberichten zufolge hört man dort die Schreie von Personen, die zu Tode gefoltert werden. Die Leichen werden dann oftmals an unbekannten Orten vergraben oder ins Meer geworfen, so dass der Verbleib vieler Opfer nie aufgeklärt wird.
In Buenaventura herrscht eine starke Präsenz an Sicherheitskräften, darunter neben Polizist/innen auch Einheiten der Marineinfanterie – seit 1999 sind dort etwa 1500 Truppen stationiert. Nichtsdestotrotz können Paramilitärs dort weitgehend ungehindert agieren. Örtliche Zeug/innen geben an, dass die Sicherheitskräfte die Identität der Paramilitärs kennen und wissen, wo deren Anführer/innen leben, aber dennoch nicht entschieden gegen sie vorgehen. Berichten zufolge kennen die Behörden zudem die Häuser, in denen die Paramilitärs ihre Opfer töten sowie die Orte, an denen sie die Leichen vergraben.
Die Comisión Intereclesial de Justicia y Paz unterstützt afro-kolumbianische und indigene Gemeinschaften in ganz Kolumbien, die schweren Menschenrechtsverletzungen und -verstössen ausgesetzt sind oder Gefahr laufen, vertrieben zu werden. Die Organisation hat an der Einrichtung verschiedener humanitärer Zonen im ganzen Land mitgewirkt, um gefährdete Zivilpersonen zu schützen.
Die Humanitäre Zone Puente Nayero im Viertel La Playita wurde am 13. April eingerichtet. Dies geschah im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung, bei der Vertreter/innen der katholischen Kirche sowie lokaler, nationaler und internationaler Organisationen anwesend waren. Seit November 2013 sind in Buenaventura zunehmend Menschenrechtsverletzungen und -verstösse zu verzeichnen und die Bewohner/innen leiden unter Fällen von Tötung, Vertreibung und Verschwindenlassen. Einige Mitglieder der Gemeinde haben daher andere kolumbianische humanitäre Zonen besucht und beschlossen, auch in Buenaventura eine solche Zone einzurichten, um die Zivilbevölkerung zu schützen.

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