Menschenrechtsaktivist verschwunden
In Thailand ist seit dem 17. April 2014 ein bekannter Menschenrechtsaktivist verschwunden. Es wird befürchtet, dass Pholachi Rakchongcharoen, auch bekannt als „Billy“, aufgrund seines Engagements Opfer des Verschwindenlassens wurde.
Der 30-jährige Billy wurde zuletzt am 17. April in Gewahrsam von MitarbeiterInnen des Nationalparks Kaengkrachan in der zentralen thailändischen Provinz Phetchaburi gesehen. Die MitarbeiterInnen gaben an, dass er verhaftet wurde, weil sich Waben von Wildbienen in seinem Besitz befanden, und dass er nach dem Verhör wieder aus der Haft entlassen wurde. Es existieren allerdings keine amtlichen Aufzeichnungen seiner Festnahme und er ist seitdem nicht gesehen worden. Billy ist verheiratet und hat fünf kleine Kinder.
Es besteht ernste Besorgnis, dass Billy Opfer von Verschwindenlassen durch BehördenvertreterInnen geworden ist, die aufgrund seiner Rolle in einem Gerichtsverfahren gegen den Kaengkrachan-Nationalpark und die Behörde für Nationalparks, Fauna und Pflanzenschutz verärgert waren. Zur Zeit seines Verschwindens reiste er im Rahmen der Vorbereitung der Klage aus seinem Dorf zu einem Treffen mit DorfbewohnerInnen und AktivistInnen, die der ethnischen Gruppe der Karen angehören, und trug Dokumente bei sich, die mit dem Fall im Zusammenhang standen. Den DorfbewohnerInnen zufolge waren die Behörden im Juli 2011 für das Niederbrennen und die Zerstörung der Häuser von über 20 im Nationalpark lebenden Karen-Familien verantwortlich und Billy plante, eine Petition zu dem Fall beim thailändischen König einzureichen.
MenschenrechtsverteidigerInnen werden in Thailand oft von BehördenvertreterInnen und anderen GegnerInnen ihrer Arbeit drangsaliert, eingeschüchtert und angegriffen. Im Jahr 2011 wurde der Aktivist und Kare Taskamon Oborm, der mit Billy arbeitete, von Unbekannten erschossen, kurz nachdem er DorfbewohnerInnen dabei unterstützt hatte, Misshandlungen durch MitarbeiterInnen des Kaengkrachan-Nationalparks zur Anzeige zu bringen. Niemand ist für diese Tötung zur Rechenschaft gezogen worden.
Hintergrundinformationen
MenschenrechtsverteidigerInnen werden in Thailand aufgrund ihrer Arbeit anhaltend Opfer von Schikanen, Einschüchterung, Verschwindenlassen und Angriffen. Gemäss einem englischsprachigen Bericht von Global Witness (http://www.globalwitness.org/deadlyenvironment/) wurden in Thailand in den Jahren 2002 bis 2013 insgesamt 16 UmweltaktivistInnen umgebracht. Opfer von Menschenrechtsverletzungen und ihre Familien werden zudem oft eingeschüchtert, wenn sie Schadenersatz verlangen.
Amnesty International fordert die thailändischen Behörden auf, die Straflosigkeit zu beenden und eine sofortige, umfassende, unabhängige und unparteiische Untersuchung aller Berichte über Verschwindenlassen einzuleiten, um mutmassliche TäterInnen zur Rechenschaft zu ziehen, und währenddessen einen effektiven Schutz der Opfer, KlägerInnen, ZeugInnen und ihrer Familien zu gewährleisten. Die Organisation fordert die Behörden ausserdem auf, das Internationale Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwindenlassen, das Thailand am 9. Januar 2012 unterzeichnet hat, zu ratifizieren und es in nationales Recht umzusetzen.