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Startseite Urgent Actions 2013 08 Paramilitaries threaten to kill defenders
UA 215/13
Kolumbien
Abgeschlossen am 23. August 2013

Menschenrechtler von Paramilitärs bedroht

AI-Index: AMR 23/036/2013

Paramilitärs planen offenbar die Tötung von Mitgliedern der kirchlichen Menschenrechtsorganisation Comisión Intereclesial Justicia y Paz und GemeindesprecherInnen im Gebiet der Flüsse Curvaradó und Jiguamiandó. Ein Anschlag ist fehlgeschlagen, weitere werden aber Berichten zufolge vorbereitet.

Die kirchliche Menschenrechtsorganisation Comisión Intereclesial Justicia y Paz hat erfahren, dass ein Anschlag auf den Menschenrechtsverteidiger Faiver Chimonja geplant war, als dieser am 2./3. August nach Apartadocito und Llano Rico in der Region des Flusses Curvaradó reisen wollte. Die Organisation hatte von dem Mordplan von einem Zeugen erfahren, der ein Gespräch zwischen Geschäftsleuten und Paramilitärs mitangehört hatte. Da Faiver Chimonja letztendlich seine Reisepläne änderte, entging er dem Anschlag. Der Menschenrechtler lebt seit über zwei Jahren in der Region und unterstützt Gemeinden, die an den Fluss Curvaradó im Departamento Chocó zurückgekehrt sind.

Manuel Garzón, ein für die Organisation Comisión Intereclesial Justicia y Paz tätiger Anwalt, wurde am 1. August verfolgt, als er sein Büro in Bogotá verliess und mit dem Fahrrad losfuhr. Ein Fahrradfahrer verfolgte ihn und sagte: „Sprich nicht über das, was du gerade tust” (quédense quietos con lo que están haciendo). Berichten zufolge beschatten Paramilitärs Mitglieder der NGO Justicia y Paz, die Gemeinden in der Flussregion Curvaradó und Jiguamiandó unterstützen. Es hat bereits mehrere Fälle gegeben, in denen Paramilitärs MenschenrechtlerInnen verfolgt und beschattet haben, bevor sie Anschläge auf sie verübten.

Ein Richter befand am 30. Juli zwei Geschäftsmänner, die Verbindungen zur Palmölindustrie haben, der Vertreibung von Gemeinden in der Region Curvaradó und Jiguamiandó für schuldig und verurteilte sie zu 125 Monaten Haft. Die Männer hatten gemeinsam mit paramilitärischen Einheiten operiert. Manuel Garzón war in dem Verfahren der Anwalt der betroffenen Gemeinden. Ein Zeuge hatte am 25. Juni gegenüber Justicia y Paz erklärt, die Geschäftsmänner seien weder bereit, ins Gefängnis zu gehen noch das Land an die Gemeinden zurückzugeben. Es werde ein Massaker geben, wenn sie schuldig gesprochen würden. Sie würden dann nicht nur die SprecherInnen der Gemeinden im Flussgebiet Curvaradó und Jiguamiandó töten, sondern auch Mitglieder von Justicia y Paz.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die Comisión Intereclesial Justicia y Paz unterstützt die Bemühungen afrokolumbianischer und indigener Gemeinschaften, die in und im Umland der Flussgebiete Curvaradó und Jiguamiandó leben, ihr Land zurückzuerhalten. Paramilitärs haben in diesen Gebieten das Land einiger afrokolumbianischer Gemeinden besetzt und versucht, diese zum Anbau von Ölpalmen zu zwingen. Palmöl ist ein lukratives Exportgut, das zur Herstellung von Speiseöl oder Seife verwendet wird. Darüber hinaus haben Bergbaufirmen grosses Interesse, das Gebiet zu erschliessen.

In den vergangenen Jahren sind viele von den Menschen, die in den 1990er-Jahren von Paramilitärs und Sicherheitskräften von ihrem Land vertrieben worden waren, in die afro-kolumbianischen Gemeinden von Curvaradó und Jiguamiandó zurückgekehrt. Die Gemeinden versuchen, ihre Landrechte zu verteidigen und die weitere Ausdehnung von illegalen Ölpalmenplantagen sowie von anderen wirtschaftlichen Tätigkeiten auf ihrem Land zu verhindern. Viele BewohnerInnen der Gemeinden sind in der Folge bedroht und getötet worden. Trotz wiederholter Anordnungen des Verfassungsgerichts sind die Siedlungsgebiete der Gemeinden nicht an sie zurückgegeben worden.

In den vergangenen Jahren sind zahlreiche BewohnerInnen der Gemeinden von Curvaradó und Jiguamiandó, die sich gegen die Vereinnahmung ihres Landes durch Palmenplantagen und andere Wirtschaftszweige gewehrt hatten, von Paramilitärs getötet worden. Die 17. Brigade der kolumbianischen Armee hat vor kurzem einen neuen Stützpunkt in der Region errichtet. Angehörige eines Bataillons dieser Brigade sind zusammen mit einem bekannten Anführer der Paramilitärs gesehen worden.

Im April 2006 wurde die erste der zahlreichen „humanitären Zonen“ eingerichtet. Die BewohnerInnen dieser abgegrenzten Gebiete fordern, dass die Konfliktparteien ihre Entscheidung respektieren, nicht in die Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden. Dies ist einerseits eine Schutzmassnahme, andererseits soll es den kämpfenden Gruppen zeigen, dass die Rechte von Zivilpersonen respektiert werden müssen.

Die Unterstützung dieser Gemeinden im Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen und insbesondere der Einsatz gegen die Straflosigkeit hochrangiger Angehöriger der Sicherheitskräfte hat die Comisión Intereclesial Justicia y Paz zur Zielscheibe von Drohungen und Angriffen werden lassen.

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