Menschenrechtsverteidiger bedroht
Paramilitärs haben gedroht, die beiden Menschenrechtsverteidiger Hernando Mejía López und David Espinoza in der Stadt Barrancabermeja im Norden Kolumbiens zu töten.
Am 24. Juli wurde ein Briefumschlag unter die Tür des Büros der NGO Pax Christi Barrancabermeja geschoben. Die NGO gehört einem Zusammenschluss von Menschenrechtsorganisationen (Espacio de Trabajadores y Trabajadoras de Derechos Humanos –ETTDH) in Barrancabermeja an. Der Briefumschlag beinhaltete zwei Gewehrkugeln und eine Morddrohung mit dem Logo der paramilitärischen Gruppe „Los Rastrojos Comandos Urbanos“, die an Hernando Mejía López und David Espinoza gerichtet war. In dem Schreiben hiess es: „Wenn Sie beide nicht in zwei Tagen verschwinden, wird sich das Blei, das in diesem Briefumschlag ist, bald in Ihrer Brust befinden (…si no se van en dos dias [sic] o el plomo que viene en el sobre lo tendran [sic] muy pronto en el pecho ustedes dos).
Hernando Mejía López und David Espinoza arbeiten in von Armut geprägten Vierteln von Barrancabermeja im Bereich der Menschenrechtsbildung und der Gemeindeseelsorge – insbesondere mit jungen Menschen. Sie diskutieren mit ihnen über die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Hintergründe, vor denen Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien stattfinden und schaffen ein Bewusstsein für die Menschenrechtssituation im Land.
Ein Mitglied von Pax Christi Barrancabermeja war am 29. Juni von einem Mann angerufen worden, der angab, aus der örtlichen Handelskammer anzurufen, später jedoch sagte, er gehöre zu der paramilitärischen Gruppe „Los Urabeños“. Der Anrufer lud das Mitglied von Pax Christi zu einem Treffen von GemeindesprecherInnen ein, bei dem Paramilitärs eine „soziale Säuberung“ vornehmen würden.
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
In dem seit langem andauernden bewaffneten Konflikt in Kolumbien, in dem Sicherheitskräfte, teilweise in Zusammenarbeit mit Paramilitärs, gegen Guerillagruppen kämpfen, sind Zivilpersonen die Hauptleidtragenden. Mitglieder von Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen und anderen gesellschaftlichen Organisationen werden von den Sicherheitskräften und den Paramilitärs häufig als KollaborateurInnen oder UnterstützerInnen von Guerillagruppen bezeichnet. In der Folge werden sie häufig bedroht, entführt oder sogar getötet.
Die paramilitärischen Gruppen Kolumbiens sollten in einem von der Regierung geförderten und 2003 begonnenen Prozess demobilisiert werden. Aufgrund der Drohungen gegen Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften in Barrancabermeja und an anderen Orten, ist es jedoch offensichtlich, dass sie weiterhin aktiv sind. Paramilitärische Gruppierungen, die oft auch als „kriminelle Banden“ bezeichnet werden, begehen schwere Menschenrechtsverletzungen wie „soziale Säuberungsaktionen“ in den Armenvierteln der Städte und Tötungen. Zudem werden ihnen Fälle von Verschwindenlassen zur Last gelegt.
Guerillagruppen haben schon mehrere MenschenrechtsverteidigerInnen bedroht oder getötet, da sie der Ansicht waren, diese würden mit ihren GegnerInnen zusammenarbeiten.
Die NGO Pax Christi, eine internationale Friedensbewegung, gehört dem Zusammenschluss von Menschenrechtsorganisation „Espacio de Trabajadores y Trabajadoras de Derechos Humanos" (ETTDH) in Barrancabermeja an. Im ETTDH haben sich verschiedene zivilgesellschaftliche Gruppen zusammengeschlossen, darunter Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und LGBTI-AktivistInnen in Barrancabermeja.
In den vergangenen Wochen sind mehrfach Morddrohungen gegen MenschenrechtsverteidigerInnen in Barrancabermeja ausgesprochen worden. (s. UA-190/2013: https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-190-2013/paramilitaers-bedrohen-menschenrechtlerinnen und UA-178/13: https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-178-2013/morddrohungen-gegen-gewerkschafter.