Zwei internationale freiwillige Helfer/Innen entführt
Zwei internationale freiwillige HelferInnen sind kürzlich mit vorgehaltener Waffe entführt worden. Sie begleiteten eine honduranische Gemeinschaft, deren Angehörige sich gegen ein Bergbauprojekt einsetzen. Obwohl die Frau und der Mann freigelassen worden sind, ist sowohl die Sicherheit der Gemeinschaft als auch die der freiwilligen HelferInnen in Gefahr.
Am 24. Juli trafen sich die Französin Orlane Vidal und der Schweizer Daniel Langmeier, die beide für das honduranische Schutzprojekt „Proyecto de Acompañamiento en Honduras (PROAH)“ arbeiten, mit der Gemeinschaft Nueva Esperanza im Departamento Atlántida, um über Themen wie Schutz und internationale Begleitung zu beraten. Seit 2012 werden die GemeindebewohnerInnen, die sich gegen ein lokales Bergbauprojekt einsetzen, bedroht und schikaniert.
Die beiden freiwilligen HelferInnen wohnten bei einer Familie, die sich für eine Kampagne gegen das Bergbauprojekt einsetzt und vor kurzem bedroht und eingeschüchtert wurde. Am darauffolgenden Tag kamen um 9 Uhr morgens sieben schwer bewaffnete Männer auf das Haus zu. Sie trugen Gewehre bei sich und umstellten das Haus gemeinsam mit 30 weiteren Personen, die mit Macheten bewaffnet waren. Die Männer verschafften sich gewaltsam Zutritt in das Haus und wiesen die freiwilligen HelferInnen mit vorgehaltener Waffe an, es zu verlassen. In der Umgebung waren Schüsse zu hören, und die AktivistInnen haben im Nachhinein erfahren, dass der Eigentümer des Hauses in der Nähe von unbekannten Personen verfolgt worden war. Die Situation verschärfte sich und die Männer luden ihre Waffen. Sie nannten die freiwilligen HelferInnen Kommunisten sowie Mitglieder der Widerstandsbewegung und behaupteten, sie seien daran schuld, dass man im Bergbausektor keine Arbeit finden könne.
Orlane Vidal und Daniel Langmeier wurden gezwungen, sich zu Fuss auf den Weg zur Gemeinschaft Nueva Esperanza zu machen. Einige der Männer machten Orlane Vidal gegenüber sexuell anzügliche Bemerkungen, die mit Drohungen verbunden waren. Als sie in Nueva Esperanza ankamen, wurden ihre Fotoapparate und Handys durchgesehen und Fotos, auf denen Fahrzeuge des Bergbauunternehmens zu sehen waren, gelöscht. Der Anführer der bewaffneten Bande sagte den freiwilligen HelferInnen, dass sie „im Wald verschwinden“ würden, wenn sie zurückkämen. Daraufhin wurden die freiwilligen HelferInnen gezwungen, in einen offenen Lieferwagen zu steigen, wo sie weiterhin von zwei schwerbewaffneten Männern bedroht wurden. Der Fahrer warnte die freiwilligen HelferInnen vor Konsequenzen, wenn sie öffentlich über die Geschehnisse sprechen würden. Orlane Vidal und Daniel Langmeier sind an einer Bushaltestelle in Nueva Florida freigelassen worden. Sie erstatteten daraufhin bei den Behörden Anzeige.
Hintergrundinformationen
Die beiden freiwilligen HelferInnen informierten die örtlichen Behörden über ihren Besuch, als sie in Nueva Esperanza eintrafen. Als sie entführt wurden, griff die Polizei jedoch nicht ein.
PROAH ist ein Projekt der gemeinnützigen US-amerikanischen Organisation “Friendship Office of the Americas” und bietet MenschenrechtsverteidigerInnen in Honduras seit 2010 Begleitschutz. Freiwillige aus Europa und Nordamerika begleiten Einzelpersonen und Organisationen, die potentielle Ziele für tätliche Angriffe sein könnten. So sollen Gewalttaten verhindert und mehr Respekt für Menschenrechte erzielt werden. Im April 2012 erhielten zwei PROAH-Mitglieder Drohungen per SMS (s. UA-136/2012)
Indigene Gemeinschaften oder Gemeinschaften afrikanischer Abstammung und campesinos (Kleinbauern), betrachten Land, Gebiete und Bodenschätze oftmals als grundlegend für ihre Identität, Kultur und Lebensweise. Die Ausweitung von Grossprojekten, etwa beim Abbau von Bodenschätzen schürt in Süd- und Mittelamerika zunehmend Konflikte über Land und Bodenschätze. Mehrere Angriffe und Verstösse gegen MenschenrechtsverteidigerInnen der jüngsten Zeit sind in diesem Kontext zu sehen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in dem englischen Bericht „Transforming Pain into Hope: Human Rights Defenders in the Americas“ online unter: http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR01/006/2012/en. Bezüglich Honduras dokumentiert Amnesty International in diesem Bericht eine steigende Zahl von Morddrohungen und Angriffen gegen GemeindesprecherInnen, MenschenrechtsverteidigerInnen, JournalistInnen und BloggerInnen. Weitere Informationen dazu finden Sie in dem spanischsprachigen Dokument „Amnistía Internacional condena los recientes asesinatos de personas que defienden la justicia, la igualdad y los derechos humanos”: online unter: http://www.amnesty.org/es/library/info/AMR37/007/2013/es.
Indigene Gemeinschaften oder Gemeinschaften afrikanischer Abstammung und campesinos (Kleinbauern), betrachten Land, Gebiete und Bodenschätze oftmals als grundlegend für ihre Identität, Kultur und Lebensweise. Internationale Menschenrechtsabkommen schützen die Rechte indigener Völker auf das traditionell von ihnen besiedelte Land. Es besteht jedoch auf dem amerikanischen Kontinent nach wie vor ein Problem hinsichtlich der Anerkennung, Achtung und dem Schutz dieser grundlegenden Menschenrechte. Weitere Informationen hierzu finden Sie in dem englischen Bericht Transforming Pain into Hope: Human Rights Defenders in the Americas: AMR 01/006/2013), online unter: http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR01/006/2012/en. Bezüglich Honduras dokumentiert Amnesty International in diesem Bericht eine steigende Zahl von Morddrohungen und Angriffen gegen GemeindesprecherInnen, MenschenrechtsverteidigerInnen, JournalistInnen und BloggerInnen.