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Startseite Urgent Actions 2011 01 Journalist threatened
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Honduras
Abgeschlossen am 18. Februar 2011

Morddrohungen gegen Journalisten

AI-Index: AMR 37/001/2011

Am 5. Januar 2011 wurde der Fernsehjournalist Esdras Amado López in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa von zwei Männern in einem Fahrzeug verfolgt und mit einem Gewehr bedroht. Später gingen weitere Drohungen bei ihm ein. Für Journalisten wird das Leben in Honduras zunehmend gefährlicher. So sind im Jahr 2010 bis zu zehn Medienschaffende Anschlägen zum Opfer gefallen.

Am Morgen des 5. Januar gegen 7.45 Uhr befand sich der Journalist Esdras Amado López, Direktor des honduranischen Fernsehsenders Canal 36, auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt von Tegucigalpa, als er im Rückspiegel seines Fahrzeugs gewahr wurde, dass ihm ein grüner Jeep mit zwei männlichen Insassen folgte. Der Fahrer des Jeeps trug Armeebekleidung und hielt eine Pistole in der Hand, die er sich zu laden anschickte. Der Beifahrer schoss Fotos vom Wagen, in dem Amado López unterwegs war. Als die beiden Fahrzeuge vor einer Ampel anhielten, stieg Amado Lopéz aus und fragte die Insassen des Jeeps, warum sie ihn fotografieren. Daraufhin stieg der Mann mit der Pistole in seiner Hand aus dem Wagen aus und erwiderte: „Ich weiss, wer du bist. Ich habe keine Angst vor eurem Sender. Ihr seid kriminell, du und dein Sender.“ Als Amado López ihn bat, die Pistole aus der Hand zu legen, erhielt er als Antwort: „Ich trage schon mein ganzes Leben eine Waffe bei mir, ich bin in der Armee“. Aus Sorge, dass die Situation eskalieren könnte, beschloss der Journalist, den Ort des Geschehens zu verlassen. Der grüne Jeep folgte ihm noch eine Weile, bevor er schliesslich in anderer Richtung weiterfuhr.

Gegen Mitternacht gingen bei Amado Lopéz fünf SMS ein, die auf den Vorfall Bezug nahmen und Morddrohungen enthielten. Eine der Mitteilungen lautete: „Hör endlich auf, Blödsinn zu erzählen... Ich hoffe, irgend jemand wird dich umbringen und deine Zunge verscharren, du Hurensohn“. In einer weiteren Mitteilung hiess es: „Die Armee bildet Leute aus, damit sie ihr Land vor Hurensöhnen wie du einer bist verteidigen“.

Am 29. Juni 2009 ordnete die Inter-Amerikanische Menschenrechtskommission an, zum Schutz von Esdras Amado López vorbeugende Massnahmen zu ergreifen. Die empfohlenen Massnahmen sind jedoch bis heute nur zum Teil umgesetzt worden. Das Leben des Journalisten ist weiterhin in Gefahr.

Hintergrundinformationen

Am 26. November 2010 tauchten drei bewaffnete Männer ausserhalb der Bürozeiten in den Räumen von Canal 36 auf und fragten offenbar im Zusammenhang mit einem vom Sender ausgestrahlten Beitrag über Korruption nach Esdras Amado López. Die Männer machten Fotos von den anwesenden MitarbeiterInnen und sprachen einen der Journalisten in aggressiver Weise an.

Nach dem Putsch vom 28. Juni 2009 schlossen und besetzten Angehörige des Militärs die Büros mehrerer Medienunternehmen und gingen mit Gewalt vor allem gegen JournalistInnen vor, die Recherchen über die organi-sierte Kriminalität anstellten. MenschenrechtsverteidigerInnen und KritikerInnen des Putsches wurden bedroht und eingeschüchtert. Der Putsch vom 27. September 2009 zwang den Fernsehsender Canal 36, seinen Betrieb für drei Wochen einzustellen. Während des Putsches, als es wiederholt zu Zusammenstössen zwischen Demonstrierenden und Angehörigen von Polizei und Armee gekommen war, hatte der Sender ausführlich über das Vorgehen der Armee berichtet.

Nach Angaben honduranischer Menschenrechtsorganisationen sind im Jahr 2010 in Honduras zehn Journalisten getötet worden. Eines der Opfer war Nahúm Palacios, obwohl die Inter-Amerikanische Menschenrechtskommission Honduras aufgefordert hatte, vorbeugende Massnahmen zum Schutz des Journalisten zu ergreifen.

Im November 2010 befassten sich die Vereinten Nationen im Rahmen des Allgemeinen Periodischen Überprüfungsverfahrens mit der Menschenrechtssituation in Honduras. Im Zuge der Beratungen wurden immer wieder tödliche Anschläge auf Medienschaffenden angesprochen. Die honduranischen Behörden erklärten, sämtliche Vorfälle seien Gegenstand von Ermittlungen. Sie versicherten, es würden die notwendigen Schritte eingeleitet, um die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Des Weiteren kündigten die Behörden an, einen Massnahmenkatalog zum Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit von Medienschaffenden, MenschenrechtsverteidigerInnen und in sozialen Kommunikationsnetzwerken engagierten Menschen erarbeiten zu wollen.

 

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