LGBT-Aktivist von Polizei gefoltert
José Ricardo Maldonado Arroyo, der sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern einsetzt, ist von PolizeibeamtInnen festgenommen und gefoltert worden. Die BeamtInnen versuchten mit diesen Mitteln, Informationen von ihm zu erhalten. Sie nahmen ihn vier Stunden willkürlich in Haft und drohten ihm mit Vergeltungsmassnahmen, wenn er über den Vorfall sprechen sollte. Amnesty International ist sehr um seine Sicherheit besorgt.
Am 4. Dezember gegen 22.30 Uhr kamen vier Angehörige der Kriminalpolizei des mexikanischen Bundesstaates Yucatán (Policía Judicial) auf José Maldonado zu, als er sich bei einem Freund aufhielt, und fragten ihn nach einem Verdächtigen in einem Fall, den sie untersuchten. José Maldonado sagte ihnen, er kenne ihn nicht, doch die BeamtInnen nahmen ihn fest, ohne einen Haftbefehl zu zeigen oder die Gründe für den Gewahrsam zu nennen. Laut Angaben von José Maldonado legten sie ihm Handschellen an, verbanden ihm die Augen, stiessen ihn in ein Fahrzeug und fuhren vier Stunden lang mit ihm durch die Gegend. Die BeamtInnen schlugen ihm wiederholt ins Gesicht, versetzten ihm mehrere Schläge auf Brust und Rücken und zwangen ihn, während dieser Tortur mindestens vier Mal das Fahrzeug zu wechseln. Die BeamtInnen befragten ihn und belegten dabei den gesuchten Verdächtigen ebenso wie José Maldonados Arbeit als LGBT- und HIV-Aktivisten mit homophoben Bezeichnungen und Drohungen.
Ehe die BeamtInnen José Maldonado gegen 3 Uhr morgens am 5. Dezember vor seiner Wohnung freiliessen, sagten sie ihm: „Geh’ nicht zu weit, mach' da kein grosses Ding draus. Wir nehmen dich wieder fest und stecken dich ins Gefängnis. Wir erheben Anklage gegen dich. Wir machen dich fertig.“ (No metas desmadre, no la hagas más grande. Te vamos a volver a agarrar y te vamos a meter al penal. Te vamos a meter cargos. Te va a cargar la chingada.)
Nach dem Vorfall liess sich José Maldonado ärztlich untersuchen und holte sich Rat bei einer örtlichen Menschenrechtsorganisation. Am 5. Dezember erstattete er Anzeige bei der Staatsanwaltschaft des mexikanischen Bundesstaates Yucatán. Doch bislang hat sich niemand im Rahmen von Ermittlungen oder wegen Schutzmassnahmen an ihn gewandt. Die Policía Judicial untersteht der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Yucatán.
Hintergrundinformationen
José Maldonado leitet eine Nichtregierungsorganisation für Menschen mit HIV namens Red de Personas Afectadas por VIH (Repavih). Die Organisation ist seit 2006 in der Stadt Mérida im Bundesstaat Yucatán aktiv. Sie berät Menschen mit HIV und AIDS in Gesundheitsfragen und gibt ihnen emotionale Unterstützung. Darüber hinaus leistet sie vor Ort Antidiskriminierungsarbeit.
Berichte über willkürliche Inhaftierungen, Folter, exzessive Gewaltanwendung und Verschwindenlassen durch Angehörige der Polizei auf Bundes-, Bundesstaaten und kommunaler Ebene sind in Mexiko nach wie vor an der Tagesordnung. Es hat zwar einige Versuche gegeben, die Polizei, insbesondere auf Bundesebene, zu reformieren und korrupte BeamtInnen aus dem Dienst zu entfernen, doch das Ausbleiben verlässlicher Kontrollmechanismen und strafrechtlicher Ermittlungen bei Menschenrechtsverletzungen untergräbt bislang deren Erfolg.