Tätlicher Angriff und Morddrohungen gegen Gewerkschafter
Bewaffnete Männer haben im zentralmexikanischen Bundesstaat Puebla die unabhängigen Gewerkschafter Cándido Corona Barruecos und Virgilio Meléndez Montiel an ihrem Arbeitsplatz bedroht und angegriffen. Mitglieder einer NGO zu Arbeitsrechten, die die Gewerkschafter unterstützt, haben Morddrohungen erhalten.
Am 16. August hielten mehrere bewaffnete Männer Cándido Corona und Virgilio Meléndez etwa sieben Stunden lang in der Fabrik fest. Die beiden Männer berichteten, dass die Angreifer sie ins Gesicht, in die Magengrube und auf den Rücken geschlagen und ihnen gedroht hätten, sie oder ihre Familien zu töten, wenn sie ihren Arbeitsplatz in der Fabrik nicht aufgeben würden. Amnesty International geht davon aus, dass die Bewaffneten mit dem regierungsnahen Gewerkschaftsverband Confederación de Organizaciones Sindcales (COS) in Verbindung stehen, der in der Fabrik aktiv ist. Der COS ist seit vielen Jahren die „offizielle“ Gewerkschaft der Fabrik. In Mexiko sind „offizielle“ Gewerkschaften von den Behörden und ArbeitgeberInnen dann erlaubt, wenn sie die ArbeiterInnen in dem Sinne vertreten, dass sie im Interesse der ArbeitgeberInnen handeln. Cándido Corona und Virgilio Meléndez gehören zu einer Gruppe von 16 unabhängigen GewerkschafterInnen, die die COS in Frage stellen.
Als Cándido Corona und Virgilio Meléndez freigelassen wurden, befanden sich Polizeiangehörige vor der Fabrik. Doch nach Angaben der Männer gingen die PolizeibeamtInnen der Sache nicht nach und nahmen auch keinen Verdächtigen fest. Die Fabrik, welche die US-Firma Johnson Controls Inc. oder eine ihrer Tochterfirmen gepachtet hat, befindet sich in dem Industriegebiet Resurrección nahe der Stadt Puebla, 130 km östlich von Mexiko-Stadt.
Angehörige eines örtlichen unabhängigen Zentrums zur Unterstützung von ArbeiterInnen, das Centro de Apoyo al Trabajador (CAT), unterstützen die 16 unabhängigen GewerkschafterInnen bei ihrer Kritik an der offiziellen Gewerkschaft und der Sicherung der dortigen Rechte der ArbeiterInnen. Mehrere Angehörige des CAT haben in diesem Jahr aufgrund ihrer Arbeit ebenfalls Morddrohungen erhalten.
Hintergrundinformationen
Mexiko hat eine lange Geschichte grosser offizieller Gewerkschaften, die in Abstimmung mit der Firmenleitung operieren. Die Bemühungen von ArbeiterInnen, unabhängige Gewerkschaften zu gründen, die ihre Interessen vertreten, haben zum Teil Feindseligkeiten und Gewalt zur Folge gehabt. Den staatlichen Behörden wird in diesem Zusammenhang ein Mangel an Präventionsarbeit und Strafverfolgung vorgeworfen.